TY - JOUR T1 - Zur Theorie der Farbqualitäten A1 - Kollert, Günter JA - Elem. d. Naturw. JF - Elemente der Naturwissenschaft PY - 2005 VL - 82 SP - 28 EP - 72 DO - 10.18756/edn.82.28 SN - p-ISSN 0422-9630 LA - de N2 -

Die Erkenntnislehre des empirischen Idealismus gestattet die Begründung einer reinen Farbentheorie. Deren Einzelheiten lassen sich aus Wittgensteins Konzeption einer Logik der Farbbegriffe entwickeln. Letztere führt zu einer Ordnung der Qualitäten, deren Prinzipien im Zusammenspiel der konkreten Farbempfindungen teils prägend wirksam, teils außer Kraft gesetzt sind und die mit den quantitativen und organischen Aspekten der Farbe zusammenwirken. Der Begriff der Phäno menologie wird als Lehre vom Zusammenhang der Erscheinungen verstanden und exemplarisch auf die Farberscheinungen angewandt. Der Mischung liegt ein Idealtypus zugrunde, der sich auf je verschiedene Weise der Darstellbarkeit mittels der das Sehvermögen berührenden Medien und Farbträger entzieht, sodass seine ideelle Einheit in verschiedene Gesetzmäßigkeiten zerfällt, die als sich ergänzende Teilaspekte auf den Typus weisen; so werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von additiver, subtraktiver und partitiver Mischung verständlich. Additive Mischung und Kontrast setzen die Konkretisierung der Qualität in der aktuellen Farbemp findung voraus; beide gehören als Glieder einer übergeordneten Zweiheit zusammen und werden im Sehvorgang durch die Farbkonstanz im Gleichgewicht gehalten. Im Grau erreichen die Mischungsvorgänge einen Endzustand, während die produktive Kraft des Kontrasts im Grau des Schattens am stärksten wirksam wird. Die antago nistischen Farbpaare in der qualitativen Ordnung, das komplementäre Prinzip in Mischung und Kontrast, das duale Prinzip der dioptrischen Farben sind Abschat tungen der Polarität von Licht und Finsternis. - Die Arbeit behandelt die unabhängig von der Mathematik und Physik darstellbaren Aspekte des Themas, trägt aber durch Ausblicke auf die Farbmetrik der Tatsache Rechnung, dass Qualität und Quantität in der Wirklichkeit untrennbar sind.

N1 -

The epistemology of empirical idealism enables a pure theory of colour to be established. Its details can be developed from Wittgenstein’s conception of a logic of colour concepts. This leads to a classification of qualities whose principles are partly formative, partly cancelled out in the interplay of concrete colour sensations and which interact with the quantitative and organic aspects of colours. Phenome nology is understood as the study of the interrelation of phenomena and in this paper it is applied to the example of colour phenomena. The mixture is based on an ideal type that in various ways escapes portrayal by media and colour substrates which depend on the visual faculty, thus its ideal unity splits into several principles which, supplementing each other as component aspects, point to the type. In this way the differences and congruencies of additive, subtractive and component mixing become understandable. A prerequisite for both additive mixing and contrast is the concretisation of quality in actual colour sensation. Both are members of a higher unity and are held in balance in the visual process by colour constancy. The mixing processes reach their final state in grey, whereas the productive power of contrast has its greatest effect in the greyness of shadows. Antagonistic colour pairs in the qualitative classification, the complementary principle in mixing and contrast, and the dual principle of dioptric colours are shades of the light-darkness polarity. This paper deals with the aspects of the subject that are demonstrable independently of mathematics and physics, but, through examining colour measurement, it takes into account the fact that quality and quantity are, in reality, inseparable.
 

AB -

Die Erkenntnislehre des empirischen Idealismus gestattet die Begründung einer reinen Farbentheorie. Deren Einzelheiten lassen sich aus Wittgensteins Konzeption einer Logik der Farbbegriffe entwickeln. Letztere führt zu einer Ordnung der Qualitäten, deren Prinzipien im Zusammenspiel der konkreten Farbempfindungen teils prägend wirksam, teils außer Kraft gesetzt sind und die mit den quantitativen und organischen Aspekten der Farbe zusammenwirken. Der Begriff der Phäno menologie wird als Lehre vom Zusammenhang der Erscheinungen verstanden und exemplarisch auf die Farberscheinungen angewandt. Der Mischung liegt ein Idealtypus zugrunde, der sich auf je verschiedene Weise der Darstellbarkeit mittels der das Sehvermögen berührenden Medien und Farbträger entzieht, sodass seine ideelle Einheit in verschiedene Gesetzmäßigkeiten zerfällt, die als sich ergänzende Teilaspekte auf den Typus weisen; so werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von additiver, subtraktiver und partitiver Mischung verständlich. Additive Mischung und Kontrast setzen die Konkretisierung der Qualität in der aktuellen Farbemp findung voraus; beide gehören als Glieder einer übergeordneten Zweiheit zusammen und werden im Sehvorgang durch die Farbkonstanz im Gleichgewicht gehalten. Im Grau erreichen die Mischungsvorgänge einen Endzustand, während die produktive Kraft des Kontrasts im Grau des Schattens am stärksten wirksam wird. Die antago nistischen Farbpaare in der qualitativen Ordnung, das komplementäre Prinzip in Mischung und Kontrast, das duale Prinzip der dioptrischen Farben sind Abschat tungen der Polarität von Licht und Finsternis. - Die Arbeit behandelt die unabhängig von der Mathematik und Physik darstellbaren Aspekte des Themas, trägt aber durch Ausblicke auf die Farbmetrik der Tatsache Rechnung, dass Qualität und Quantität in der Wirklichkeit untrennbar sind.

ST - Zur Theorie der Farbqualitäten UR - https://dx.doi.org/10.18756/edn.82.28 Y2 - 2024-11-24 07:49:42 ER -