TY - JOUR T1 - Raum und Metamorphose. Teil 2: Die lebendige Raumauffassung in der projektiven Geometrie A1 - Moratschke, Christina JA - Elem. d. Naturw. JF - Elemente der Naturwissenschaft PY - 2017 VL - 106 SP - 129 EP - 153 DO - 10.18756/edn.106.129 SN - p-ISSN 0422-9630 LA - de N2 -

Bei perspektivischen Darstellungen können Fluchtpunkte und Horizont als Bilder unendlich ferner Punkte und Geraden aufgefasst werden. Die Projektivität ist eine Verallgemeinerung der Gesetzmässigkeiten der Perspektive. Durch die Projektivität lassen sich z.B. alle Punkte einer Punktreihe eindeutig den Punkten einer zweiten Punktreihe zuordnen. Mit Hilfe dieser Zuordnung kann man Kegelschnitte konstruieren. Es entstehen also, ausgehend von einfachen Projektionen, gebogene Formen. Im Sinne der im ersten Teil entwickelten Raumauffassung bewegt man sich damit in der zweiten Dimension. Durch Spiegelung am Kreis (und auch an anderen Kegelschnitten) kann man zu jeder (auch gebogenen) Form in der Ebene eine polare Gegenform konstruieren. Dies führt auf das Verhältnis von Raum und Gegenraum. Auch der Gegenraum kann in einem dreistufigen Erkenntnisvorgang erfasst werden. Der Zusammenhang von Form und Gegenform kann sich beim Betreten der dritten Erkenntnisstufe oder Dimension zeigen. Die Idee des Raumes, durch diesen doppelt dreistufigen Erkenntnisweg erblickt, bildet in umgestülpt gespiegelter Form den Weg ab, den der Mensch zwischen dem Tod und einer neuen Geburt zurücklegt.

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The vanishing points and the vanishing line of perspective constructions can be interpreted as images of infinite elements. Projectivity is a generalization of the principles of perspectivity. Thus all points of a line can be clearly assigned to the points of another line. With the help of this assignment conic sections can be constructed. Curved forms come into existence out of the fundamental elements point, line and plane. This process corresponds to the second dimension of the space which has been outlined in the first part of this article (Elemente d. Naturwissenschaft Nr. 105, S. 5 ff.) as three distinct levels of knowledge. With the help of a circle or other conic sections forms can be mirrored that are polar to each other. This can lead to the concept of counterspace in its relation to space. As with space, there are also three dimensions of counterspace that can be understood as three levels of knowledge. The relation of form and polar form reveals itself from the point of entering the third dimension or level of knowledge. Seen from this twofold path leading to three levels of knowledge, the idea of space represents as an inverted mirror the path in the spiritual world from human death to a new life.
 

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Bei perspektivischen Darstellungen können Fluchtpunkte und Horizont als Bilder unendlich ferner Punkte und Geraden aufgefasst werden. Die Projektivität ist eine Verallgemeinerung der Gesetzmässigkeiten der Perspektive. Durch die Projektivität lassen sich z.B. alle Punkte einer Punktreihe eindeutig den Punkten einer zweiten Punktreihe zuordnen. Mit Hilfe dieser Zuordnung kann man Kegelschnitte konstruieren. Es entstehen also, ausgehend von einfachen Projektionen, gebogene Formen. Im Sinne der im ersten Teil entwickelten Raumauffassung bewegt man sich damit in der zweiten Dimension. Durch Spiegelung am Kreis (und auch an anderen Kegelschnitten) kann man zu jeder (auch gebogenen) Form in der Ebene eine polare Gegenform konstruieren. Dies führt auf das Verhältnis von Raum und Gegenraum. Auch der Gegenraum kann in einem dreistufigen Erkenntnisvorgang erfasst werden. Der Zusammenhang von Form und Gegenform kann sich beim Betreten der dritten Erkenntnisstufe oder Dimension zeigen. Die Idee des Raumes, durch diesen doppelt dreistufigen Erkenntnisweg erblickt, bildet in umgestülpt gespiegelter Form den Weg ab, den der Mensch zwischen dem Tod und einer neuen Geburt zurücklegt.

ST - Raum und Metamorphose UR - https://dx.doi.org/10.18756/edn.106.129 Y2 - 2024-03-28 06:52:13 ER -