In seinen wissenschaftlichen Studien beschrieb Goethe Lebewesen als aktiv gestaltende Entitäten, die sich in Bezug aufeinander und auf ihre Umgebung ständig verändern und neu definieren. Hier diskutiere ich die jüngsten Entwicklungen in der Evolutionsbiologie, die für goetheanistische ForscherInnen von Bedeutung sein dürften. In den letzten Jahren haben einige etablierte BiologInnen die Auffassung vertreten, dass das Standardmodell der {\guillemotleft}modernen Synthese{\guillemotright} einer Aktualisierung bedarf, um Studien, deren Bedeutung für die Evolution dort nicht ausreichend erfasst wird, adäquat einzubeziehen. Die vorgeschlagene {\guillemotleft}erweiterte Synthese{\guillemotright} enthält mehrere Ideen aus der evolutionären Entwicklungsbiologie, wie z.B. die phänotypische Plastizität, die ein dynamischeres und reaktionsfähigeres Organismusmodell entwerfen als bisher. Diese Verschiebung im Konzept des Organismus scheint sich Goethes Perspektive anzunähern und könnte die Grundlage für einen fruchtbaren Austausch zwischen modernen Biologen und goetheanistischen Wissenschaftlern bieten.
In his scientific studies, Goethe described living organisms as generative entities, constantly changing and redefining themselves with respect to each other and their surroundings. Here I discuss recent developments in evolutionary biology that may be of interest to Goethean scientists. In the past few years, some mainstream biologists have argued that the current evolutionary model requires updating, to allow for the inclusion of studies that do not quite fit the {``}modern synthesis{''}. The proposed {``}extended synthesis{''} includes several ideas from evolutionary developmental biology such as phenotypic plasticity, that present a more dynamic and responsive model of organisms than previously. This shift in the concept of organisms seems to converge towards a Goethean perspective and could provide a basis for valuable exchange between mainstream biologists and Goethean researchers.