TY - JOUR T1 - Stoff und Bild bei der Methode der Empfindlichen Kristallisation A1 - Knijpenga, Haijo JA - Elem. d. Naturw. JF - Elemente der Naturwissenschaft PY - 2023 VL - 118 SP - 5 EP - 23 DO - 10.18756/edn.118.5 SN - p-ISSN 0422-9630 LA - de N2 -
Die Methode der Empfindlichen Kristallisation wird seit 1930 bei Qualitätsfragen, die Nahrungsmittel, Nahrungspflanzen und Heilpflanzen betreffen, sowie in der Medizin bei Blutuntersuchungen angewendet. Dabei geht es um die Interpretation von bildhaftem Material (Kristallisationsbildern) im Zusammenhang mit empirischen Untersuchungen. Das «Lesen lernen» der Bilder durch ein korrelatives Vorgehen braucht aber eine wissenschaftliche Grundlage, d.h. Untersuchungen, die das Entstehen eines Kristallisationsbildes verständlich machen. Es wird versucht, die verschiedenen Schritte, die diesbezüglich in den vergangenen Jahrzehnten gemacht wurden, nachzuzeichnen. Erwähnt werden die Prozesse, die sich während des Eindunstens der Kupferchloridlösung mit Zusatz in der Kristallisierschale abspielen, mit besonderer Berücksichtigung der präkristallinen Phase bei zunehmender Übersättigung und des Phasenübergangs zum Kristallaggregat. Das Ergebnis ist bildhafter Natur und hat Eigengesetzmässigkeiten, die sich von denen der Stoffprozesse im Medium der Salzlösung unterscheiden. Das Bildhafte am Kristallisationsbild lässt sich nicht aus den Einzelheiten der Prozesse der stofflichen Komponenten und der Versuchsanordnung erklären. Diese sind Bedingungen, nicht Ursachen der Bildentstehung. Die Konzepte der Selbstorganisation und der Emergenz werden als gedankliche Hilfsmittel zum Verstehen der Versuchsergebnisse besprochen.
Since 1930, the Sensitive Crystallization method has been used for inves- tigating quality in foods, nutrients and medicinal plants, as well as for ex- amining human blood in medicine. The method involves interpreting pic- torial images (crystallization images) in the context of empirical research. Learning to “read” the images through a correlative approach needs to be completed by investigating how the crystallization pictures come into be- ing. In this article, the various steps that have been taken in research over the past decades are retraced. Referring to the processes that take place in the crystallization dish during the evaporation of copper chloride solution and its additives, particular consideration is given to the pre-crystalline phase when supersaturation increases and to the phase change into the crystalline state. The result is pictorial in nature. It has the character of an image with its own conformity to natural laws that differ from those of the material processes in the salt solution and dissolved substances. The image character of the crystallization picture cannot be explained from the isolated facts of the material components and the experimental setup. These are only conditions, not causes of the emergence of the image. The concepts of self-organization and emergence as thinking-tools for under- standing the experimental results are discussed.
Die Methode der Empfindlichen Kristallisation wird seit 1930 bei Qualitätsfragen, die Nahrungsmittel, Nahrungspflanzen und Heilpflanzen betreffen, sowie in der Medizin bei Blutuntersuchungen angewendet. Dabei geht es um die Interpretation von bildhaftem Material (Kristallisationsbildern) im Zusammenhang mit empirischen Untersuchungen. Das «Lesen lernen» der Bilder durch ein korrelatives Vorgehen braucht aber eine wissenschaftliche Grundlage, d.h. Untersuchungen, die das Entstehen eines Kristallisationsbildes verständlich machen. Es wird versucht, die verschiedenen Schritte, die diesbezüglich in den vergangenen Jahrzehnten gemacht wurden, nachzuzeichnen. Erwähnt werden die Prozesse, die sich während des Eindunstens der Kupferchloridlösung mit Zusatz in der Kristallisierschale abspielen, mit besonderer Berücksichtigung der präkristallinen Phase bei zunehmender Übersättigung und des Phasenübergangs zum Kristallaggregat. Das Ergebnis ist bildhafter Natur und hat Eigengesetzmässigkeiten, die sich von denen der Stoffprozesse im Medium der Salzlösung unterscheiden. Das Bildhafte am Kristallisationsbild lässt sich nicht aus den Einzelheiten der Prozesse der stofflichen Komponenten und der Versuchsanordnung erklären. Diese sind Bedingungen, nicht Ursachen der Bildentstehung. Die Konzepte der Selbstorganisation und der Emergenz werden als gedankliche Hilfsmittel zum Verstehen der Versuchsergebnisse besprochen.