@article{10.18756/edn.22.33, title = {{Ein verformbarer Hohl-W{\"o}lb-Spiegel}}, shorttitle = {{Ein verformbarer Hohl-W{\"o}lb-Spiegel}}, author = {Maier, Georg}, journal = {Elemente der Naturwissenschaft}, year = {1975}, volume = {22}, pages = {33--43}, url = {https://dx.doi.org/10.18756/edn.22.33}, doi = {10.18756/edn.22.33}, issn = {p-ISSN 0422-9630}, language = {de}, abstract = {

Im Zusammenhang mit einem Kurs {\"u}ber Optik am Goetheanum im Jahre 1972 ist ein Spiegel entstanden, dessen Kr{\"u}mmung durch Unter- beziehungsweise {\"U}berdruck hinter einer metallbedampften Membran eingestellt werden kann. Sein Durchmesser von 63 cm macht ihn bereits geeignet, Ph{\"a}nomene der Bildverwandlung im Unterricht aufzuzeigen. Der seine beweglichen Augen gebrauchende Mensch kann sich vor ihm schreitend bewegen - er ist nicht bloss auf ein Hinund Herneigen des Kopfes eingeschr{\"a}nkt, wenn er Ver{\"a}nderungen der Spiegelbilder studieren m{\"o}chte. Es ist eine stufenlose Verwandlung vom verkleinernden W{\"o}lb-(Konvex)8piegel zum Hohlspiegel durchf{\"u}hrbar, wobei das Verh{\"a}ltnis des Kr{\"u}mmungsradius zum Auditorium ziemlich frei zu ver{\"a}ndern ist.

Bereits das einfache Spiegelbild im ebenen Spiegel steht bekanntlich nicht mehr in der uns gewohnten Beziehung zu den greifbaren K{\"o}rpern in unserer unmittelbaren, r{\"a}umlichen Umgebung. Sobald die spiegelnde Fl{\"a}che gekr{\"u}mmt wird, verzerren sich die Spiegelbilder. Zudem wird aber auch ein weiterer Zusammenhang des r{\"a}umlichen Sehens durchbrochen: Die durch das zwei{\"a}ugige Blicken und die Akkommodation dumpf erfasste r{\"a}umliche Tiefe stimmt nun nicht mehr in gewohnter Weise mit den Gr{\"o}ssenverh{\"a}ltnissen innerhalb der Bildfl{\"a}che {\"u}berein, welche ja ein perspektivisches Entfernungsmass f{\"u}r das ein{\"a}ugige Sehen begr{\"u}nden. Die Aufl{\"o}sung dieser gewohnten Beziehung regt aber gerade dazu an, konkret die Erfahrung der Einstellung des Blickes durch die T{\"a}tigkeit der Augenmuskulatur und ihre Beziehung zu den Bildern auf der Netzhaut zu studieren. Rudolf Steiner (1919) macht darauf aufmerksam, dass der anatomischen Gliederung des Auges auch eine Gliederung der Seht{\"a}tigkeit entspricht. Der vorliegende Beitrag mag als Versuch verstanden werden, einen Aspekt dieser Gliederung durch die Anwendung einer wenig anspruchsvollen Vorrichtung der Erfahrung zug{\"a}nglich zu machen.
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Im Zusammenhang mit einem Kurs {\"u}ber Optik am Goetheanum im Jahre 1972 ist ein Spiegel entstanden, dessen Kr{\"u}mmung durch Unter- beziehungsweise {\"U}berdruck hinter einer metallbedampften Membran eingestellt werden kann. Sein Durchmesser von 63 cm macht ihn bereits geeignet, Ph{\"a}nomene der Bildverwandlung im Unterricht aufzuzeigen. Der seine beweglichen Augen gebrauchende Mensch kann sich vor ihm schreitend bewegen - er ist nicht bloss auf ein Hinund Herneigen des Kopfes eingeschr{\"a}nkt, wenn er Ver{\"a}nderungen der Spiegelbilder studieren m{\"o}chte. Es ist eine stufenlose Verwandlung vom verkleinernden W{\"o}lb-(Konvex)8piegel zum Hohlspiegel durchf{\"u}hrbar, wobei das Verh{\"a}ltnis des Kr{\"u}mmungsradius zum Auditorium ziemlich frei zu ver{\"a}ndern ist.

Bereits das einfache Spiegelbild im ebenen Spiegel steht bekanntlich nicht mehr in der uns gewohnten Beziehung zu den greifbaren K{\"o}rpern in unserer unmittelbaren, r{\"a}umlichen Umgebung. Sobald die spiegelnde Fl{\"a}che gekr{\"u}mmt wird, verzerren sich die Spiegelbilder. Zudem wird aber auch ein weiterer Zusammenhang des r{\"a}umlichen Sehens durchbrochen: Die durch das zwei{\"a}ugige Blicken und die Akkommodation dumpf erfasste r{\"a}umliche Tiefe stimmt nun nicht mehr in gewohnter Weise mit den Gr{\"o}ssenverh{\"a}ltnissen innerhalb der Bildfl{\"a}che {\"u}berein, welche ja ein perspektivisches Entfernungsmass f{\"u}r das ein{\"a}ugige Sehen begr{\"u}nden. Die Aufl{\"o}sung dieser gewohnten Beziehung regt aber gerade dazu an, konkret die Erfahrung der Einstellung des Blickes durch die T{\"a}tigkeit der Augenmuskulatur und ihre Beziehung zu den Bildern auf der Netzhaut zu studieren. Rudolf Steiner (1919) macht darauf aufmerksam, dass der anatomischen Gliederung des Auges auch eine Gliederung der Seht{\"a}tigkeit entspricht. Der vorliegende Beitrag mag als Versuch verstanden werden, einen Aspekt dieser Gliederung durch die Anwendung einer wenig anspruchsvollen Vorrichtung der Erfahrung zug{\"a}nglich zu machen.
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