TY - JOUR T1 - Weitere Modellversuche zur Statik gemauerter Baukonstruktionen A1 - Maier, Georg JA - Elem. d. Naturw. JF - Elemente der Naturwissenschaft PY - 1984 VL - 41 SP - 1 EP - 14 DO - 10.18756/edn.41.1 SN - p-ISSN 0422-9630 LA - de N2 -

Der reine Steinbau ist keine moderne, gebräuchliche Technik. Warum soll man sich dann detaillierter mit ihm befassen? Die Begründung hierzu folgt aus der Frage nach der Beziehung mechanischer Kräfte zum Menschen. Es stellt sich heraus, das der Mensch diese Kräfte allein am eigenen physischen Leib unmittelbar erfährt. Von ferne auf ein Bauwerk blickend, sieht der Betrachter zwar mehr oder weniger von statischen Ueberlegungen motivierte Konstruktonen, die Kräfte im Bauwerk bleiben ihm aber dabei verborgen. Je mehr er sich mit der jeweiligen Bauweise vertraut gemacht hat, umso eher wird er denkend die Gleichgewichtsverhältnisse begreifen, welche bei einer Konstruktion in Betracht kommen. Dabei kann ihm der eigene Körper als Hilfsmittel dienen. So wird häufig die Funktion eines Bauteils erläutert, indem man ihn in der Vorstellung durch einen Menschen ersetzt, der dessen Aufgabe zu übernehmen hätte. Dabei macht man sich auch Vorstellungen davon, wie sich das Bauwerk bewegen würde, wenn der gemeinte Teil nachgibt.

Es ist besonders naheliegend, Betrachtungen dieser Art am Beispiel des reinen Steinbaus durchzuführen, weil bei diesem der Zusammenhalt des Bauwerks auf dem gegenseitigen Druck beruht, der zwischen aneinandergrenzenden Steinen besteht. Der menschliche Körper ist gegenüber den festen Körpern seiner Umgebung in eben dieser Situation, insofern er sich rein als undurchdringlicher Festkörper verhält: Das heißt, wenn wir in der Welt mechanische Wirkungen zustande bringen wollen, sind auch wir darauf angewiesen, Druckkräfte auf die Körper auszuüben, welche wir zu bewegen oder zu verformen beabsichtigen. Wenn wir an einem Gegenstand ziehen, so kann dies nur mittels Druckkräften am Uebergang zwischen dem eigenen und dem fremden Körper geschehen. [...]
 

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Der reine Steinbau ist keine moderne, gebräuchliche Technik. Warum soll man sich dann detaillierter mit ihm befassen? Die Begründung hierzu folgt aus der Frage nach der Beziehung mechanischer Kräfte zum Menschen. Es stellt sich heraus, das der Mensch diese Kräfte allein am eigenen physischen Leib unmittelbar erfährt. Von ferne auf ein Bauwerk blickend, sieht der Betrachter zwar mehr oder weniger von statischen Ueberlegungen motivierte Konstruktonen, die Kräfte im Bauwerk bleiben ihm aber dabei verborgen. Je mehr er sich mit der jeweiligen Bauweise vertraut gemacht hat, umso eher wird er denkend die Gleichgewichtsverhältnisse begreifen, welche bei einer Konstruktion in Betracht kommen. Dabei kann ihm der eigene Körper als Hilfsmittel dienen. So wird häufig die Funktion eines Bauteils erläutert, indem man ihn in der Vorstellung durch einen Menschen ersetzt, der dessen Aufgabe zu übernehmen hätte. Dabei macht man sich auch Vorstellungen davon, wie sich das Bauwerk bewegen würde, wenn der gemeinte Teil nachgibt.

Es ist besonders naheliegend, Betrachtungen dieser Art am Beispiel des reinen Steinbaus durchzuführen, weil bei diesem der Zusammenhalt des Bauwerks auf dem gegenseitigen Druck beruht, der zwischen aneinandergrenzenden Steinen besteht. Der menschliche Körper ist gegenüber den festen Körpern seiner Umgebung in eben dieser Situation, insofern er sich rein als undurchdringlicher Festkörper verhält: Das heißt, wenn wir in der Welt mechanische Wirkungen zustande bringen wollen, sind auch wir darauf angewiesen, Druckkräfte auf die Körper auszuüben, welche wir zu bewegen oder zu verformen beabsichtigen. Wenn wir an einem Gegenstand ziehen, so kann dies nur mittels Druckkräften am Uebergang zwischen dem eigenen und dem fremden Körper geschehen. [...]
 

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Der reine Steinbau ist keine moderne, gebräuchliche Technik. Warum soll man sich dann detaillierter mit ihm befassen? Die Begründung hierzu folgt aus der Frage nach der Beziehung mechanischer Kräfte zum Menschen. Es stellt sich heraus, das der Mensch diese Kräfte allein am eigenen physischen Leib unmittelbar erfährt. Von ferne auf ein Bauwerk blickend, sieht der Betrachter zwar mehr oder weniger von statischen Ueberlegungen motivierte Konstruktonen, die Kräfte im Bauwerk bleiben ihm aber dabei verborgen. Je mehr er sich mit der jeweiligen Bauweise vertraut gemacht hat, umso eher wird er denkend die Gleichgewichtsverhältnisse begreifen, welche bei einer Konstruktion in Betracht kommen. Dabei kann ihm der eigene Körper als Hilfsmittel dienen. So wird häufig die Funktion eines Bauteils erläutert, indem man ihn in der Vorstellung durch einen Menschen ersetzt, der dessen Aufgabe zu übernehmen hätte. Dabei macht man sich auch Vorstellungen davon, wie sich das Bauwerk bewegen würde, wenn der gemeinte Teil nachgibt.

Es ist besonders naheliegend, Betrachtungen dieser Art am Beispiel des reinen Steinbaus durchzuführen, weil bei diesem der Zusammenhalt des Bauwerks auf dem gegenseitigen Druck beruht, der zwischen aneinandergrenzenden Steinen besteht. Der menschliche Körper ist gegenüber den festen Körpern seiner Umgebung in eben dieser Situation, insofern er sich rein als undurchdringlicher Festkörper verhält: Das heißt, wenn wir in der Welt mechanische Wirkungen zustande bringen wollen, sind auch wir darauf angewiesen, Druckkräfte auf die Körper auszuüben, welche wir zu bewegen oder zu verformen beabsichtigen. Wenn wir an einem Gegenstand ziehen, so kann dies nur mittels Druckkräften am Uebergang zwischen dem eigenen und dem fremden Körper geschehen. [...]
 

ST - Weitere Modellversuche zur Statik gemauerter Baukonstruktionen UR - https://dx.doi.org/10.18756/edn.41.1 Y2 - 2024-10-02 07:33:38 ER -