TY - JOUR T1 - Der Verdacht und seine Bestätigung A1 - Unger, Georg JA - Elem. d. Naturw. JF - Elemente der Naturwissenschaft PY - 1989 VL - 50 SP - 1 EP - 5 DO - 10.18756/edn.50.1 SN - p-ISSN 0422-9630 LA - de N2 -

Als Sie mir vor rund fünfundzwanzig Jahren Ihre «Idee» der Darstellung für die gegensätzlichen Formenreihen der Blattentwicklung - einmal der Blätter längs des Stengels, einmal als Gestaltwandel des einzelnen Blattes beim Wachsen - vorlegten, (locken Bockemü/al 1964), da war ich gleich begeistert, die doppelte Zeitrichtung, von der Rudolf Steiner mehrfach spricht, vor Augen zu haben. Seither habe ich mich, angeregt durch Sie, immer wieder mit dem Problem eines Zeitbegriffes befaßt, der die übliche Trichotomie in Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit überwindet. Ich habe auch ein Weniges in der «Korrespondenz» veröffentlicht. Im übrigen war die Sache bei mir mehr unsichtbar tätig, während Sie zu einem durch viele Veröffentlichungen sichtbaren Werk fortgeschritten sind, über das ich hier kein Wort zu verlieren brauche. Aber ein Verdacht, der sich in mir langsam regte, hat durch vielen Umgang mit Ihrer «Idee» nach und nach seine Bestätigung gefunden. Der Anlaß einer runden Summe von Jahren, die Sie vollenden, mag erlauben, davon zu sprechen: Es ist nämlich gar keine Idee, sondern eine Imagination, die Sie uns damals zur Verfügung gestellt haben. Sie mögen, abgewandelt, mit Goethe brummen: «Es kann mir recht sein, wenn ich Imaginationen habe und sie für Ideen halte.» Warum auch nicht! Ist es nicht ganz im Sinne unseres michaelischen Zeitalters, wenn unsere Gedanken schauend werden. [...]
 

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Als Sie mir vor rund fünfundzwanzig Jahren Ihre «Idee» der Darstellung für die gegensätzlichen Formenreihen der Blattentwicklung - einmal der Blätter längs des Stengels, einmal als Gestaltwandel des einzelnen Blattes beim Wachsen - vorlegten, (locken Bockemü/al 1964), da war ich gleich begeistert, die doppelte Zeitrichtung, von der Rudolf Steiner mehrfach spricht, vor Augen zu haben. Seither habe ich mich, angeregt durch Sie, immer wieder mit dem Problem eines Zeitbegriffes befaßt, der die übliche Trichotomie in Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit überwindet. Ich habe auch ein Weniges in der «Korrespondenz» veröffentlicht. Im übrigen war die Sache bei mir mehr unsichtbar tätig, während Sie zu einem durch viele Veröffentlichungen sichtbaren Werk fortgeschritten sind, über das ich hier kein Wort zu verlieren brauche. Aber ein Verdacht, der sich in mir langsam regte, hat durch vielen Umgang mit Ihrer «Idee» nach und nach seine Bestätigung gefunden. Der Anlaß einer runden Summe von Jahren, die Sie vollenden, mag erlauben, davon zu sprechen: Es ist nämlich gar keine Idee, sondern eine Imagination, die Sie uns damals zur Verfügung gestellt haben. Sie mögen, abgewandelt, mit Goethe brummen: «Es kann mir recht sein, wenn ich Imaginationen habe und sie für Ideen halte.» Warum auch nicht! Ist es nicht ganz im Sinne unseres michaelischen Zeitalters, wenn unsere Gedanken schauend werden.[...]
 

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Als Sie mir vor rund fünfundzwanzig Jahren Ihre «Idee» der Darstellung für die gegensätzlichen Formenreihen der Blattentwicklung - einmal der Blätter längs des Stengels, einmal als Gestaltwandel des einzelnen Blattes beim Wachsen - vorlegten, (locken Bockemü/al 1964), da war ich gleich begeistert, die doppelte Zeitrichtung, von der Rudolf Steiner mehrfach spricht, vor Augen zu haben. Seither habe ich mich, angeregt durch Sie, immer wieder mit dem Problem eines Zeitbegriffes befaßt, der die übliche Trichotomie in Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit überwindet. Ich habe auch ein Weniges in der «Korrespondenz» veröffentlicht. Im übrigen war die Sache bei mir mehr unsichtbar tätig, während Sie zu einem durch viele Veröffentlichungen sichtbaren Werk fortgeschritten sind, über das ich hier kein Wort zu verlieren brauche. Aber ein Verdacht, der sich in mir langsam regte, hat durch vielen Umgang mit Ihrer «Idee» nach und nach seine Bestätigung gefunden. Der Anlaß einer runden Summe von Jahren, die Sie vollenden, mag erlauben, davon zu sprechen: Es ist nämlich gar keine Idee, sondern eine Imagination, die Sie uns damals zur Verfügung gestellt haben. Sie mögen, abgewandelt, mit Goethe brummen: «Es kann mir recht sein, wenn ich Imaginationen habe und sie für Ideen halte.» Warum auch nicht! Ist es nicht ganz im Sinne unseres michaelischen Zeitalters, wenn unsere Gedanken schauend werden. [...]
 

ST - Der Verdacht und seine Bestätigung UR - https://dx.doi.org/10.18756/edn.50.1 Y2 - 2024-03-29 06:41:24 ER -