TY - JOUR T1 - Dimensionen des Menschseins als Dimensionen von Naturschutz A1 - Falter, Reinhard JA - Elem. d. Naturw. JF - Elemente der Naturwissenschaft PY - 1996 VL - 65 SP - 30 EP - 54 DO - 10.18756/edn.65.30 SN - p-ISSN 0422-9630 LA - de N2 -

Von Natur- und Umweltschutz ist allerorten die Rede. Das Anliegen scheint kaum noch Gegner zu haben, so daß Soziologen wie Ulrich Beck, die nicht in der Lage sind, Wirklichkeit und veröffentlichten Wortschwall auseinanderzuhalten, von einer Siegkrise der Ökologiebewegung faseln. In Wirklichkeit aber geht trotz inflationärem Umweltgerede die Zerstörung in unvermindertem Tempo voran. Überdies droht das Anliegen des Naturschutzes in einem «Umweltschutz» unterzugehen, der lediglich durch die Sorge um ein Weiterwirtschaften wie bisher motiviert ist. Deutlich wurde diese Differenz durch den Gewässerschützer Bernd Uhrmeister (Falter 1994a) formuliert: «Umweltschutz mag es sein, den Rheinfall von Schaffhausen in die Turbine zu stecken, Naturschutz ist es, ihn weiterhin ‘unnütz’ herunterdonnern zu lassen.» Dieselben Bemerkungen könnte man nicht nur im Bereich des Fließgewässerschutzes machen, der ja für die Geschichte des Naturschutzes von Anfang an prägend war. So bildeten sich sowohl der deutsche als auch der schweizerische «Heimatschutz» anläßlich von Wasserkraftwerksprojekten (Linse, Falter u.a. 1988). Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende der deutschen Windenergiekonferenz Ende 1994: «Wir haben lernen müssen, daß es einen Unterschied gibt zwischen Naturschutz und Umweltschutz. [...]

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The Conservation of nature is not identical with the conservation of the environment. Nature, whose conservation is at stake, cannot be grasped in categories of contemporary so called natural sciences. Moreover, nature does not find herself adequately represented in democratic decision making processes. Necessary critiques of the defense of the environment - it effectively plays down the destruction that is going on - and of democratic processes - which are merely background music to the sellout of nature - are two important constituents in bringing the meaning of the words «conservation of nature» to light. This new comprehension must be positive and based on a relation of respect for nature which is to be preserved in its rests and which must be established on a new footing through changes of perspective: The present instrumental knowledge of nature can be transformed into a contemplative (symbolic) understanding and further to a (sacramental) relationship on the basis of personal recognition.
 

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Von Natur- und Umweltschutz ist allerorten die Rede. Das Anliegen scheint kaum noch Gegner zu haben, so daß Soziologen wie Ulrich Beck, die nicht in der Lage sind, Wirklichkeit und veröffentlichten Wortschwall auseinanderzuhalten, von einer Siegkrise der Ökologiebewegung faseln. In Wirklichkeit aber geht trotz inflationärem Umweltgerede die Zerstörung in unvermindertem Tempo voran. Überdies droht das Anliegen des Naturschutzes in einem «Umweltschutz» unterzugehen, der lediglich durch die Sorge um ein Weiterwirtschaften wie bisher motiviert ist. Deutlich wurde diese Differenz durch den Gewässerschützer Bernd Uhrmeister (Falter 1994a) formuliert: «Umweltschutz mag es sein, den Rheinfall von Schaffhausen in die Turbine zu stecken, Naturschutz ist es, ihn weiterhin ‘unnütz’ herunterdonnern zu lassen.» Dieselben Bemerkungen könnte man nicht nur im Bereich des Fließgewässerschutzes machen, der ja für die Geschichte des Naturschutzes von Anfang an prägend war. So bildeten sich sowohl der deutsche als auch der schweizerische «Heimatschutz» anläßlich von Wasserkraftwerksprojekten (Linse, Falter u.a. 1988). Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende der deutschen Windenergiekonferenz Ende 1994: «Wir haben lernen müssen, daß es einen Unterschied gibt zwischen Naturschutz und Umweltschutz. [...]

ST - Dimensionen des Menschseins als Dimensionen von Naturschutz UR - https://dx.doi.org/10.18756/edn.65.30 Y2 - 2024-05-22 02:45:34 ER -