TY - JOUR T1 - Die Formverwandlung in der Kinderzeichnung A1 - Nyffenegger, Esther JA - Elem. d. Naturw. JF - Elemente der Naturwissenschaft PY - 1997 VL - 66 SP - 43 EP - 66 DO - 10.18756/edn.66.43 SN - p-ISSN 0422-9630 LA - de N2 -

Wie kommt Erkenntnis im Menschen zustande? Dieser Frage ging ich in meiner Projektarbeit im Rahmen des Naturwissenschaftlichen Studienjahres anhand von Kinderzeichnungen nach. Im folgenden Aufsatz werden zusammenfassend einige Gesichtspunkte des Projektes vorgestellt. Ich habe versucht, den verschiedenen Formelementen in der frühen Kinderzeichnung auf dreierlei Weise nachzugehen: durch das Beobachten von zeichnenden Kindern im Alter von eineinhalb bis dreieinhalb Jahren, durch das eigene Nachgestalten der Formelemente und durch das Studium zweier vollständiger Zeichnungssammlungen von Kindern zwischen null bis fünf Jahren. Dabei beschäftigte mich vor allem der Zeitpunkt in der Entwicklung, an dem die erste Verwandlung mit den Formelementen geschieht, wenn nämlich die reine Bewegungsform zu einer geführten Form wird. Diese Verwandlung läßt sich während des dritten Lebensjahres beobachten. Das Kind ist in seiner Entwicklung während der drei ersten Lebensjahre großen Verwandlungen unterworfen. Nicht nur werden seine Organe ausgeformt und wachsen, es erwirbt sich durch die Nachahmung auch den aufrechten Gang und die Sprache. Das Gefüge von Denken, Fühlen und Wollen befindet sich in einem stetigen Wandel. In verschiedenen Vorträgen schildert Rudolf Steiner einen Zusammenhang, der zwischen den Wachstumskräften am Körper und der Fähigkeit des Denkens und der Phantasie besteht. Seelisch-geistige Kräfte, die in den ersten Lebensjahren den Aufbau und das Wachstum der Organe des Menschen besorgen, werden in einem bestimmten Alter partiell frei von ihrer Aufgabe und stehen dem Menschen dann als die Kräfte der Phantasie und schließlich als die Kräfte des Denkens zur Verfügung. Die Befreiung dieser Kräfte vollzieht sich an der menschlichen Gestalt von oben nach unten: vom Kopf- und Nervensystem über die Brust und das rhythmische System bis zum Gliedmaßen- und Stoffwechselsystem. [...]

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To what extent do the drawings made by small children give pictures of their physical, mental and spiritual development? Three children aged 20, 27 and 42 months, respectively, at the beginning of the study were observed engaged in drawing and painting at 1-2 weekly intervals over a period of 10 months. They had a choice of various kinds of paper and colours, but were given no instructions. Almost complete drawing collections were available from two further children from their first scribbles to the age of 5 years. With these came exact records of their physical and soul-spiritual development (sitting, locomotion, talking, occurrence of illness etc.). The changes of forms in the drawings in the course of time were related to the corresponding developmental stages of the children and the results were examined in the light of Rudolf Steiner’s indications on soul/human development: The fundamental soul qualities of thinking, feeling and willing revealed themselves to differing extents and intensities throughout the developmental phases. At about the third year of life it was particularly noticeable that lines, initially formed almost totally by arm and hand movements, became influenced by a formative intention of quite a new quality and in a more controlled movement the first closed circular forms arose. At about the same time the child, hitherto having spoken only in the third person, began to say «I».

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Wie kommt Erkenntnis im Menschen zustande? Dieser Frage ging ich in meiner Projektarbeit im Rahmen des Naturwissenschaftlichen Studienjahres anhand von Kinderzeichnungen nach. Im folgenden Aufsatz werden zusammenfassend einige Gesichtspunkte des Projektes vorgestellt. Ich habe versucht, den verschiedenen Formelementen in der frühen Kinderzeichnung auf dreierlei Weise nachzugehen: durch das Beobachten von zeichnenden Kindern im Alter von eineinhalb bis dreieinhalb Jahren, durch das eigene Nachgestalten der Formelemente und durch das Studium zweier vollständiger Zeichnungssammlungen von Kindern zwischen null bis fünf Jahren. Dabei beschäftigte mich vor allem der Zeitpunkt in der Entwicklung, an dem die erste Verwandlung mit den Formelementen geschieht, wenn nämlich die reine Bewegungsform zu einer geführten Form wird. Diese Verwandlung läßt sich während des dritten Lebensjahres beobachten. Das Kind ist in seiner Entwicklung während der drei ersten Lebensjahre großen Verwandlungen unterworfen. Nicht nur werden seine Organe ausgeformt und wachsen, es erwirbt sich durch die Nachahmung auch den aufrechten Gang und die Sprache. Das Gefüge von Denken, Fühlen und Wollen befindet sich in einem stetigen Wandel. In verschiedenen Vorträgen schildert Rudolf Steiner einen Zusammenhang, der zwischen den Wachstumskräften am Körper und der Fähigkeit des Denkens und der Phantasie besteht. Seelisch-geistige Kräfte, die in den ersten Lebensjahren den Aufbau und das Wachstum der Organe des Menschen besorgen, werden in einem bestimmten Alter partiell frei von ihrer Aufgabe und stehen dem Menschen dann als die Kräfte der Phantasie und schließlich als die Kräfte des Denkens zur Verfügung. Die Befreiung dieser Kräfte vollzieht sich an der menschlichen Gestalt von oben nach unten: vom Kopf- und Nervensystem über die Brust und das rhythmische System bis zum Gliedmaßen- und Stoffwechselsystem. [...]

ST - Die Formverwandlung in der Kinderzeichnung UR - https://dx.doi.org/10.18756/edn.66.43 Y2 - 2024-04-19 01:44:54 ER -