TY - JOUR T1 - Die Autonomie der Zeitgestalt als Kennzeichen des Lebens. Autorreferat aus der naturwissenschaftlichen Arbeitstagung vom 24. und 25. Februar 1979 im Rudolf Steiner-Haus, Stuttgart A1 - Schad, Wolfgang JA - Elem. d. Naturw. JF - Elemente der Naturwissenschaft PY - 1979 VL - 30 SP - 37 EP - 40 DO - 10.18756/edn.30.37 SN - p-ISSN 0422-9630 LA - de N2 -
Die moderne Biologie ist in ihrer Form ebenso wie viele andere heutige Wissenschaften Ergebnis der historisch gewachsenen Bewusstseinslage. Wie sehr sie mehr über die Form unserer Bewusstseinshaltung als über ihre Untersuchungsobjekte, die lebende Natur, aussagt, ist hier nicht zu untersuchen; aber dass sie von den historischen Denk- und Vorstellungsstrukturen mindestens so bestimmt wird wie vom apparativen Instrumentarium der Beobachtungsmöglichkeiten, ist offensichtlich. Die Zeitbedingtheit wissenschaftlicher Forschungsweisen und Aussageform sich deutlich zu machen, gehört zur realistischen Selbsteinschätzung.
Es ist für dieses unser gewohntes Vorstellungsleben ein leichtes, die räumliche Erscheinung und Struktur eines Organismus ins Auge zu fassen. Die Ordnung der räumlichen Differenzierung eines Lebewesens bezeichnen wir mit dem Ausdruck Gestalt. Gestaltbiologie beruht zuerst auf unserem räumlichen Vorstellungsvermögen. Jedes Lebewesen zeigt aber auch gestaltete Ordnung in der Zeit. Die Abläufe der Lebenszyklen lassen sich nicht beliebig an- und abstellen, sondern zeigen ihre eigene Autonomie - so lange sie leben - eben als Zeitgestalt. [...]
Die moderne Biologie ist in ihrer Form ebenso wie viele andere heutige Wissenschaften Ergebnis der historisch gewachsenen Bewusstseinslage. Wie sehr sie mehr über die Form unserer Bewusstseinshaltung als über ihre Untersuchungsobjekte, die lebende Natur, aussagt, ist hier nicht zu untersuchen; aber dass sie von den historischen Denk- und Vorstellungsstrukturen mindestens so bestimmt wird wie vom apparativen Instrumentarium der Beobachtungsmöglichkeiten, ist offensichtlich. Die Zeitbedingtheit wissenschaftlicher Forschungsweisen und Aussageform sich deutlich zu machen, gehört zur realistischen Selbsteinschätzung.
Es ist für dieses unser gewohntes Vorstellungsleben ein leichtes, die räumliche Erscheinung und Struktur eines Organismus ins Auge zu fassen. Die Ordnung der räumlichen Differenzierung eines Lebewesens bezeichnen wir mit dem Ausdruck Gestalt. Gestaltbiologie beruht zuerst auf unserem räumlichen Vorstellungsvermögen. Jedes Lebewesen zeigt aber auch gestaltete Ordnung in der Zeit. Die Abläufe der Lebenszyklen lassen sich nicht beliebig an- und abstellen, sondern zeigen ihre eigene Autonomie - so lange sie leben - eben als Zeitgestalt. [...]
Die moderne Biologie ist in ihrer Form ebenso wie viele andere heutige Wissenschaften Ergebnis der historisch gewachsenen Bewusstseinslage. Wie sehr sie mehr über die Form unserer Bewusstseinshaltung als über ihre Untersuchungsobjekte, die lebende Natur, aussagt, ist hier nicht zu untersuchen; aber dass sie von den historischen Denk- und Vorstellungsstrukturen mindestens so bestimmt wird wie vom apparativen Instrumentarium der Beobachtungsmöglichkeiten, ist offensichtlich. Die Zeitbedingtheit wissenschaftlicher Forschungsweisen und Aussageform sich deutlich zu machen, gehört zur realistischen Selbsteinschätzung.
Es ist für dieses unser gewohntes Vorstellungsleben ein leichtes, die räumliche Erscheinung und Struktur eines Organismus ins Auge zu fassen. Die Ordnung der räumlichen Differenzierung eines Lebewesens bezeichnen wir mit dem Ausdruck Gestalt. Gestaltbiologie beruht zuerst auf unserem räumlichen Vorstellungsvermögen. Jedes Lebewesen zeigt aber auch gestaltete Ordnung in der Zeit. Die Abläufe der Lebenszyklen lassen sich nicht beliebig an- und abstellen, sondern zeigen ihre eigene Autonomie - so lange sie leben - eben als Zeitgestalt. [...]