@article{10.18756/edn.8.8, title = {{Konvergente Evolution des Skelettes in verschiedenen Tiergruppen}}, shorttitle = {{Konvergente Evolution des Skelettes in verschiedenen Tiergruppen}}, author = {Suchantke, Andreas}, journal = {Elemente der Naturwissenschaft}, year = {1968}, volume = {8}, pages = {8--26}, url = {https://dx.doi.org/10.18756/edn.8.8}, doi = {10.18756/edn.8.8}, issn = {p-ISSN 0422-9630}, language = {de}, abstract = {
{\"U}berall in der organischen Natur begegnen uns Verwandtschaftsformen auf zwei verschiedenen Ebenen. Die eine, die sich in der Gleichartigkeit der Embryonalentwicklung und in der {\"U}bereinstimmung der Grundelemente der Organe ausdr{\"u}ckt, ist genealogischer-genetischer Natur und liesse sich 'am besten als eine Art weitl{\"a}ufiger Blutsverwandtschaft bezeichnen. Eine riesige Sippe, ein Stamm, wie der Biologe sagen w{\"u}rde, dessen Angeh{\"o}rige in den Grundstrukturen so gut wie aller Organe {\"u}bereinstimmen, wenn sich diese auch in spezifischer Ausformung weit voneinander entfernt haben k{\"o}nnen. Lunge und Schwimmblase sind trotz aller Verschiedenheit von Gestalt und Funktion homolog, ebenso wie die Knochen des Vogelfl{\"u}gels und der Walflosse.
Die andere Verwandtschaftsform, die sich in der Angleichung grundverschiedener Organe und Organismen zeigt, manifestiert sich in starker Gestalt{\"a}hnlichkeit und in {\"u}bereinstimmender Funktion. Ihrem Aufbau und ihrer Herkunft nach sind Vogel— und Insektenfl{\"u}gel, Schnecken— und Wirbeltierlunge, Delphin, Ichthyosaurier und Thunfisch aber so verschieden wie nur m{\"o}glich. Sie sind einander analog oder konvergent gebildet, nicht aber homolog.
Da nun in der Evolutionsforschung, die seit Darwin auch in der Morphologie immer mehr in den Vordergrund r{\"u}ckt, nur die Blutsverwandtschaft eine Rolle spielt, wurde die Analogie in die Rolle einer negativen Gr{\"o}sse gedr{\"a}ngt und entwickelte sich zum {\guillemotleft}wahrhaft st{\"o}renden Element{\guillemotright} (Remane 1952), da sie unter einem {\guillemotleft}tr{\"u}gerischen Schleier{\guillemotright} (Troll 1928) die wirkliche Verwandtschaft eines Organes oder Organismus verbirgt. [...]
{\"U}berall in der organischen Natur begegnen uns Verwandtschaftsformen auf zwei verschiedenen Ebenen. Die eine, die sich in der Gleichartigkeit der Embryonalentwicklung und in der {\"U}bereinstimmung der Grundelemente der Organe ausdr{\"u}ckt, ist genealogischer-genetischer Natur und liesse sich 'am besten als eine Art weitl{\"a}ufiger Blutsverwandtschaft bezeichnen. Eine riesige Sippe, ein Stamm, wie der Biologe sagen w{\"u}rde, dessen Angeh{\"o}rige in den Grundstrukturen so gut wie aller Organe {\"u}bereinstimmen, wenn sich diese auch in spezifischer Ausformung weit voneinander entfernt haben k{\"o}nnen. Lunge und Schwimmblase sind trotz aller Verschiedenheit von Gestalt und Funktion homolog, ebenso wie die Knochen des Vogelfl{\"u}gels und der Walflosse.
Die andere Verwandtschaftsform, die sich in der Angleichung grundverschiedener Organe und Organismen zeigt, manifestiert sich in starker Gestalt{\"a}hnlichkeit und in {\"u}bereinstimmender Funktion. Ihrem Aufbau und ihrer Herkunft nach sind Vogel— und Insektenfl{\"u}gel, Schnecken— und Wirbeltierlunge, Delphin, Ichthyosaurier und Thunfisch aber so verschieden wie nur m{\"o}glich. Sie sind einander analog oder konvergent gebildet, nicht aber homolog.
Da nun in der Evolutionsforschung, die seit Darwin auch in der Morphologie immer mehr in den Vordergrund r{\"u}ckt, nur die Blutsverwandtschaft eine Rolle spielt, wurde die Analogie in die Rolle einer negativen Gr{\"o}sse gedr{\"a}ngt und entwickelte sich zum {\guillemotleft}wahrhaft st{\"o}renden Element{\guillemotright} (Remane 1952), da sie unter einem {\guillemotleft}tr{\"u}gerischen Schleier{\guillemotright} (Troll 1928) die wirkliche Verwandtschaft eines Organes oder Organismus verbirgt. [...]