@article{10.18756/edn.13.12, title = {{Staubblatt und Fruchtblatt. Beitr{\"a}ge zum Verst{\"a}ndnis der Bildebewegung im Bl{\"u}tenbereich}}, shorttitle = {{Staubblatt und Fruchtblatt}}, author = {Bockem{\"u}hl, Jochen}, journal = {Elemente der Naturwissenschaft}, year = {1970}, volume = {13}, pages = {12--24}, url = {https://dx.doi.org/10.18756/edn.13.12}, doi = {10.18756/edn.13.12}, issn = {p-ISSN 0422-9630}, language = {de}, abstract = {

Eine bl{\"u}hende Rose regt uns unmittelbar an. R{\"a}tselvoll und zugleich verwandt f{\"u}hlen wir uns ber{\"u}hrt.

Schweifen wir mit dem Blick {\"u}ber die Vielfalt der Blattformen, so entsteht der Eindruck einer Bewegung. Es offenbart sich uns darin das der Pflanze eigent{\"u}mliche Element der Verwandlung, schon bevor wir ihr Wachstum genauer ins Auge fassen.

In all diesem Erleben ist noch wenig Klarheit. Wir erwachen erst im Blick auf einzelne Eigenschaften, die wir herausl{\"o}sen und durch Begriffe wie {\guillemotleft}purpurrot{\guillemotright}, {\guillemotleft}rund{\guillemotright}, {\guillemotleft}gegliedert{\guillemotright} festhalten. Je mehr wir uns aber bem{\"u}hen, die Pflanze so zu erkennen, entschwinden die anf{\"a}nglichen Eindr{\"u}cke. Solche Erfahrungen des Entschwindens k{\"o}nnen zum Anlass werden, sich immer wieder in die Haltung der urspr{\"u}nglichen Offenheit zu versetzen und so schrittweise den Blick zu weiten.

Am Beispiel einer Betrachtung von Staubblatt und Fruchtblatt ergeben sich mehrfach solche Anl{\"a}sse, deren Spuren wir hier folgen wollen.

Das Staubblatt der Rose wird durch den f{\"a}digen Stiel (das Filament) und die trockenh{\"a}utigen Staubbeutel mit dem Pollenstaub gekennzeichnet und das Fruchtblatt durch den Fruchtknoten mit Griffel und Narbe. Die beiden Organe stehen zwar r{\"a}umlich nebeneinander, erscheinen aber zun{\"a}chst durch ihre Verschiedenheiten getrennt.

Gl{\"u}ckliche Umst{\"a}nde f{\"u}hrten mir nun fast gleichzeitig Rosen und Pfingstrosen mit zahlreichen Zwischenformen zu, die es mir erlaubten, den verschiedenartigen Beziehungen der beiden Organe in der eigenen Beobachtung nachzugehen und deren Verh{\"a}ltnis zur Dynamik der ganzen Pflanze aufzusuchen. [...]
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}, annote = {

Eine bl{\"u}hende Rose regt uns unmittelbar an. R{\"a}tselvoll und zugleich verwandt f{\"u}hlen wir uns ber{\"u}hrt.

Schweifen wir mit dem Blick {\"u}ber die Vielfalt der Blattformen, so entsteht der Eindruck einer Bewegung. Es offenbart sich uns darin das der Pflanze eigent{\"u}mliche Element der Verwandlung, schon bevor wir ihr Wachstum genauer ins Auge fassen.

In all diesem Erleben ist noch wenig Klarheit. Wir erwachen erst im Blick auf einzelne Eigenschaften, die wir herausl{\"o}sen und durch Begriffe wie {\guillemotleft}purpurrot{\guillemotright}, {\guillemotleft}rund{\guillemotright}, {\guillemotleft}gegliedert{\guillemotright} festhalten. Je mehr wir uns aber bem{\"u}hen, die Pflanze so zu erkennen, entschwinden die anf{\"a}nglichen Eindr{\"u}cke. Solche Erfahrungen des Entschwindens k{\"o}nnen zum Anlass werden, sich immer wieder in die Haltung der urspr{\"u}nglichen Offenheit zu versetzen und so schrittweise den Blick zu weiten.

Am Beispiel einer Betrachtung von Staubblatt und Fruchtblatt ergeben sich mehrfach solche Anl{\"a}sse, deren Spuren wir hier folgen wollen.

Das Staubblatt der Rose wird durch den f{\"a}digen Stiel (das Filament) und die trockenh{\"a}utigen Staubbeutel mit dem Pollenstaub gekennzeichnet und das Fruchtblatt durch den Fruchtknoten mit Griffel und Narbe. Die beiden Organe stehen zwar r{\"a}umlich nebeneinander, erscheinen aber zun{\"a}chst durch ihre Verschiedenheiten getrennt.

Gl{\"u}ckliche Umst{\"a}nde f{\"u}hrten mir nun fast gleichzeitig Rosen und Pfingstrosen mit zahlreichen Zwischenformen zu, die es mir erlaubten, den verschiedenartigen Beziehungen der beiden Organe in der eigenen Beobachtung nachzugehen und deren Verh{\"a}ltnis zur Dynamik der ganzen Pflanze aufzusuchen. [...]
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