@article{10.18756/edn.32.14, title = {{Arch{\"a}opteryx lithographica - eine Mosaikform?}}, shorttitle = {{Arch{\"a}opteryx lithographica - eine Mosaikform?}}, author = {Schad, Wolfgang}, journal = {Elemente der Naturwissenschaft}, year = {1980}, volume = {32}, pages = {14--32}, url = {https://dx.doi.org/10.18756/edn.32.14}, doi = {10.18756/edn.32.14}, issn = {p-ISSN 0422-9630}, language = {de}, abstract = {
Reste von Urv{\"o}geln sind bisher nur im obersten Weissjura der Fr{\"a}nkischen Alb (Wellnhofer), Spaniens (Condal) und Nordamerikas (L{\"o}nnig) gefunden worden. Wer in f{\"u}ndigen Schichten des Schwarzen, Braunen und Weissen Jura Fossilien gesammelt hat und dann die Plattenkalke von Langenaltheim, Solnhofen und Eichst{\"a}tt aufsuchte, wird vergleichsweise entt{\"a}uscht gewesen sein. Zwar verzeichnen die Artenlisten {\"u}ber 800 Arten, wenn man die winzigen Muschelkrebse (Ostracoden) und Kammerlinge (Foraminiferen) mitz{\"a}hlt (Kuhn 1937). Vor Ort aber findet man lange nichts. Nur am Blumenberg bei Eichst{\"a}tt sind zahllose Steinplatten von dem einst freischwimmenden Haarstern (Saccocoma pectinata), einem entfernten Verwandten der Seesterne, {\"u}bers{\"a}t; nicht selten sind auch versteinerte Koth{\"a}ufchen von Tintenfischen (Lumbricaria, Barthel 1978). Aber gerade der Individuenreichtum bei grosser Artenarmut weist - wie heute die Salzkrebschen am Ufer des Toten Meeres oder das zahllose Sphagnum-Moos in jedem Hochmoor - auf ziemlich lebensfeindliche Verh{\"a}ltnisse in jener obersten Lage (Malm zeta) der Jurazeit hin. Mag sich bei mehrst{\"u}ndiger Suche noch ein Sprottenfisch (Leptolepis sprattiformis), ein Garnelenkrebschen (Aeger elegans) oder ein kleiner plattgedr{\"u}ckter Ammonit (Oppelia) finden lassen - alles andere ist noch viel sp{\"a}rlicher oder gar selten; und zwar nicht nur deshalb, weil die Steinbrucharbeiter sorgf{\"a}ltig alle wertvollen Fossilien beiseitelegen, sondern weil auch sie erst viele Kubikmeter der Steinplatten durchbl{\"a}ttern m{\"u}ssen, bevor sie auf eine Versteinerung stossen. Nur die ehemalige Steindruckindustrie - die auf die hier besonders feink{\"o}rnigen Plattenkalke angewiesen war - und die heutige Verwendung von Natursteinfliesen haben den Steinbruchbetrieb in Gang gehalten, so dass im Laufe der letzten zweihundert Jahre die reichhaltige Fauna bekannt werden konnte.
Es handelt sich teils um Meerestiere, teils um S{\"u}sswasser, Land und Luft bewohnende Arten. [...]
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Reste von Urv{\"o}geln sind bisher nur im obersten Weissjura der Fr{\"a}nkischen Alb (Wellnhofer), Spaniens (Condal) und Nordamerikas (L{\"o}nnig) gefunden worden. Wer in f{\"u}ndigen Schichten des Schwarzen, Braunen und Weissen Jura Fossilien gesammelt hat und dann die Plattenkalke von Langenaltheim, Solnhofen und Eichst{\"a}tt aufsuchte, wird vergleichsweise entt{\"a}uscht gewesen sein. Zwar verzeichnen die Artenlisten {\"u}ber 800 Arten, wenn man die winzigen Muschelkrebse (Ostracoden) und Kammerlinge (Foraminiferen) mitz{\"a}hlt (Kuhn 1937). Vor Ort aber findet man lange nichts. Nur am Blumenberg bei Eichst{\"a}tt sind zahllose Steinplatten von dem einst freischwimmenden Haarstern (Saccocoma pectinata), einem entfernten Verwandten der Seesterne, {\"u}bers{\"a}t; nicht selten sind auch versteinerte Koth{\"a}ufchen von Tintenfischen (Lumbricaria, Barthel 1978). Aber gerade der Individuenreichtum bei grosser Artenarmut weist - wie heute die Salzkrebschen am Ufer des Toten Meeres oder das zahllose Sphagnum-Moos in jedem Hochmoor - auf ziemlich lebensfeindliche Verh{\"a}ltnisse in jener obersten Lage (Malm zeta) der Jurazeit hin. Mag sich bei mehrst{\"u}ndiger Suche noch ein Sprottenfisch (Leptolepis sprattiformis), ein Garnelenkrebschen (Aeger elegans) oder ein kleiner plattgedr{\"u}ckter Ammonit (Oppelia) finden lassen - alles andere ist noch viel sp{\"a}rlicher oder gar selten; und zwar nicht nur deshalb, weil die Steinbrucharbeiter sorgf{\"a}ltig alle wertvollen Fossilien beiseitelegen, sondern weil auch sie erst viele Kubikmeter der Steinplatten durchbl{\"a}ttern m{\"u}ssen, bevor sie auf eine Versteinerung stossen. Nur die ehemalige Steindruckindustrie - die auf die hier besonders feink{\"o}rnigen Plattenkalke angewiesen war - und die heutige Verwendung von Natursteinfliesen haben den Steinbruchbetrieb in Gang gehalten, so dass im Laufe der letzten zweihundert Jahre die reichhaltige Fauna bekannt werden konnte.
Es handelt sich teils um Meerestiere, teils um S{\"u}sswasser, Land und Luft bewohnende Arten. [...]
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