@article{10.18756/edn.29.1, title = {{Vom Leben des Komposthaufens}}, shorttitle = {{Vom Leben des Komposthaufens}}, author = {Bockem{\"u}hl, Jochen}, journal = {Elemente der Naturwissenschaft}, year = {1978}, volume = {29}, pages = {1--67}, url = {https://dx.doi.org/10.18756/edn.29.1}, doi = {10.18756/edn.29.1}, issn = {p-ISSN 0422-9630}, language = {de}, abstract = {

1. Einleitung - die T{\"a}tigkeit des Menschen

In der Natur finden fortw{\"a}hrend Rotteprozesse statt. J{\"a}hrlich fallen Laub oder andere Pflanzenreste herab und werden nach und nach in den Boden eingegliedert. Exkremente der Tiere kommen dazu. Gr{\"o}ssere, nat{\"u}rliche Ansammlungen verrottenden pflanzlichen Materials gibt es an speziellen Orten wie in Fluss-Auen oder im Urwald. Jedoch sind solche Anreicherungen, wie wir sie in einem D{\"u}nger- oder Komposthaufen haben, nur durch den Menschen m{\"o}glich.

Seine Vorgehensweise ist sehr charakteristisch und, in der richtigen Weise durchschaut, zukunftsweisend: Wenn der G{\"a}rtner oder Landwirt einen Komposthaufen bereitet, schafft er f{\"u}r die organischen Substanzen allgemeine {\"a}ussere Bedingungen, in denen die Elemente Erde, Wasser, Luft und W{\"a}rme so in ein bestimmtes Verh{\"a}ltnis zueinander treten k{\"o}nnen, dass sich ein Organ bilden kann. Es entsteht ein Gebilde, das aus einer relativen Abgrenzung heraus mit seiner Umgebung Beziehungen eingeht. Es kann ein Eigenleben entfalten.

Wissenschaftliches und k{\"u}nstlerisches Vorgehen vereinigen sich in der T{\"a}tigkeit des Landwirts. Seine Kenntnisse und Erfahrungen werden um so wesentlicher, je mehr er in der Lage ist, die jeweils gegenw{\"a}rtige Situation sachgem{\"a}ss zu erfassen und bildhaft im Zusammenhang zu sehen. Seine Arbeit wird um so wirkungsvoller, je besser er seine Intentionen mit diesem Bild in seiner schaffenden T{\"a}tigkeit verbinden kann.

Dadurch werden Naturprozesse so gelenkt, dass neue {\"u}bergeordnete Organe in der Natur entstehen. Das gilt f{\"u}r Landschaftsgestaltung, die ganzheitliche Gestaltung eines landwirtschaftlichen Betriebes im Sinne Rudolf Steiners (1924), aber auch f{\"u}r den Komposthaufen.

Die gegenw{\"a}rtige Denkweise des Menschen tendiert allerdings in eine andere Richtung. [...]
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}, annote = {

1. Einleitung - die T{\"a}tigkeit des Menschen

In der Natur finden fortw{\"a}hrend Rotteprozesse statt. J{\"a}hrlich fallen Laub oder andere Pflanzenreste herab und werden nach und nach in den Boden eingegliedert. Exkremente der Tiere kommen dazu. Gr{\"o}ssere, nat{\"u}rliche Ansammlungen verrottenden pflanzlichen Materials gibt es an speziellen Orten wie in Fluss-Auen oder im Urwald. Jedoch sind solche Anreicherungen, wie wir sie in einem D{\"u}nger- oder Komposthaufen haben, nur durch den Menschen m{\"o}glich.

Seine Vorgehensweise ist sehr charakteristisch und, in der richtigen Weise durchschaut, zukunftsweisend: Wenn der G{\"a}rtner oder Landwirt einen Komposthaufen bereitet, schafft er f{\"u}r die organischen Substanzen allgemeine {\"a}ussere Bedingungen, in denen die Elemente Erde, Wasser, Luft und W{\"a}rme so in ein bestimmtes Verh{\"a}ltnis zueinander treten k{\"o}nnen, dass sich ein Organ bilden kann. Es entsteht ein Gebilde, das aus einer relativen Abgrenzung heraus mit seiner Umgebung Beziehungen eingeht. Es kann ein Eigenleben entfalten.

Wissenschaftliches und k{\"u}nstlerisches Vorgehen vereinigen sich in der T{\"a}tigkeit des Landwirts. Seine Kenntnisse und Erfahrungen werden um so wesentlicher, je mehr er in der Lage ist, die jeweils gegenw{\"a}rtige Situation sachgem{\"a}ss zu erfassen und bildhaft im Zusammenhang zu sehen. Seine Arbeit wird um so wirkungsvoller, je besser er seine Intentionen mit diesem Bild in seiner schaffenden T{\"a}tigkeit verbinden kann.

Dadurch werden Naturprozesse so gelenkt, dass neue {\"u}bergeordnete Organe in der Natur entstehen. Das gilt f{\"u}r Landschaftsgestaltung, die ganzheitliche Gestaltung eines landwirtschaftlichen Betriebes im Sinne Rudolf Steiners (1924), aber auch f{\"u}r den Komposthaufen.

Die gegenw{\"a}rtige Denkweise des Menschen tendiert allerdings in eine andere Richtung. [...]
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