TY - JOUR T1 - Urbildliche Phasen der Entwicklung höherer Pflanzen A1 - Bockemühl, Jochen JA - Elem. d. Naturw. JF - Elemente der Naturwissenschaft PY - 1983 VL - 39 SP - 48 EP - 54 DO - 10.18756/edn.39.48 SN - p-ISSN 0422-9630 LA - de N2 -

Jedes Frühjahr haben wir Gelegenheit, von neuem der Pflanzenentwicklung aufmerksam zu folgen. Es lassen sich darin Entwicklungsphasen (oder -Schritte) ablesen, die auf jeder Ebene der Betrachtung anders aussehen. Es lohnt sich, in diesen Phasen ein Allgemeines, Urbildliches aufzusuchen, ohne dabei die Vielfalt aus dem Auge zu verlieren. Sie schaffen ein tieferes Verständnis für die Pflanze und so auch einen Schlüssel für die Züchtung.

Schon die Entstehung eines Ahornblattes kann uns in dieser Richtung etwas zeigen: Im Frühjahr beginnen die Knospenschuppen, die das Innere umschliessen, auseinanderzurücken und höchstens an ihrer Basis etwas zu wachsen. Dann werden sie von innen heraus zur Seite gedrückt und die ersten zwei Laubblättchen erscheinen. Es fällt auf, dass deren Gliederung bis in alle späteren Randzackungen hinein weitgehend im Verborgenen vorbereitet war. Das dicht zusammengefaltete Blatt streckt sich. Es verlässt nach und. nach die Vertikale und breitet sich in der Horizontalen aus. Genauer gesagt stellt es sich senkrecht zur Richtung der grössten Helligkeit. Was wir als die Entwicklung des Blattes mit dem Auge verfolgen, seine Ausbreitung, seine Eingliederung in die Lichtverhältnisse sowie seine auf die Umgebung bezogene Ausgestaltung ist also nur ein Teilprozess. Es bildet eine Phase der Blattentwicklung, der andere Phasen vorangegangen sind. Geht man beim Einzelblatt weiter ins Verborgene und ins Vorjahr zurück, so kommt man an einen Zeitpunkt, in dem sich die Blattanlage aus dem Vegetationspunkt herauszugliedern beginnt. Die erste winzige Hervorwölbung deutet an, dass im Vegetationspunkt eine Veränderung vor sich ging, in der zu dem allgemeinen Wachstum des Sprosses ein neuer Impuls, ein Blattbildungsimpuls hinzukam. Auf diese Weise finden sich in der nach aussen gerichteten Blattentwicklung vier Phasen, mit denen sich jeweils eine neue Wende vollzieht. [...]
 

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Jedes Frühjahr haben wir Gelegenheit, von neuem der Pflanzenentwicklung aufmerksam zu folgen. Es lassen sich darin Entwicklungsphasen (oder -Schritte) ablesen, die auf jeder Ebene der Betrachtung anders aussehen. Es lohnt sich, in diesen Phasen ein Allgemeines, Urbildliches aufzusuchen, ohne dabei die Vielfalt aus dem Auge zu verlieren. Sie schaffen ein tieferes Verständnis für die Pflanze und so auch einen Schlüssel für die Züchtung.

Schon die Entstehung eines Ahornblattes kann uns in dieser Richtung etwas zeigen: Im Frühjahr beginnen die Knospenschuppen, die das Innere umschliessen, auseinanderzurücken und höchstens an ihrer Basis etwas zu wachsen. Dann werden sie von innen heraus zur Seite gedrückt und die ersten zwei Laubblättchen erscheinen. Es fällt auf, dass deren Gliederung bis in alle späteren Randzackungen hinein weitgehend im Verborgenen vorbereitet war. Das dicht zusammengefaltete Blatt streckt sich. Es verlässt nach und. nach die Vertikale und breitet sich in der Horizontalen aus. Genauer gesagt stellt es sich senkrecht zur Richtung der grössten Helligkeit. Was wir als die Entwicklung des Blattes mit dem Auge verfolgen, seine Ausbreitung, seine Eingliederung in die Lichtverhältnisse sowie seine auf die Umgebung bezogene Ausgestaltung ist also nur ein Teilprozess. Es bildet eine Phase der Blattentwicklung, der andere Phasen vorangegangen sind. Geht man beim Einzelblatt weiter ins Verborgene und ins Vorjahr zurück, so kommt man an einen Zeitpunkt, in dem sich die Blattanlage aus dem Vegetationspunkt herauszugliedern beginnt. Die erste winzige Hervorwölbung deutet an, dass im Vegetationspunkt eine Veränderung vor sich ging, in der zu dem allgemeinen Wachstum des Sprosses ein neuer Impuls, ein Blattbildungsimpuls hinzukam. Auf diese Weise finden sich in der nach aussen gerichteten Blattentwicklung vier Phasen, mit denen sich jeweils eine neue Wende vollzieht. [...]
 

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Jedes Frühjahr haben wir Gelegenheit, von neuem der Pflanzenentwicklung aufmerksam zu folgen. Es lassen sich darin Entwicklungsphasen (oder -Schritte) ablesen, die auf jeder Ebene der Betrachtung anders aussehen. Es lohnt sich, in diesen Phasen ein Allgemeines, Urbildliches aufzusuchen, ohne dabei die Vielfalt aus dem Auge zu verlieren. Sie schaffen ein tieferes Verständnis für die Pflanze und so auch einen Schlüssel für die Züchtung.

Schon die Entstehung eines Ahornblattes kann uns in dieser Richtung etwas zeigen: Im Frühjahr beginnen die Knospenschuppen, die das Innere umschliessen, auseinanderzurücken und höchstens an ihrer Basis etwas zu wachsen. Dann werden sie von innen heraus zur Seite gedrückt und die ersten zwei Laubblättchen erscheinen. Es fällt auf, dass deren Gliederung bis in alle späteren Randzackungen hinein weitgehend im Verborgenen vorbereitet war. Das dicht zusammengefaltete Blatt streckt sich. Es verlässt nach und. nach die Vertikale und breitet sich in der Horizontalen aus. Genauer gesagt stellt es sich senkrecht zur Richtung der grössten Helligkeit. Was wir als die Entwicklung des Blattes mit dem Auge verfolgen, seine Ausbreitung, seine Eingliederung in die Lichtverhältnisse sowie seine auf die Umgebung bezogene Ausgestaltung ist also nur ein Teilprozess. Es bildet eine Phase der Blattentwicklung, der andere Phasen vorangegangen sind. Geht man beim Einzelblatt weiter ins Verborgene und ins Vorjahr zurück, so kommt man an einen Zeitpunkt, in dem sich die Blattanlage aus dem Vegetationspunkt herauszugliedern beginnt. Die erste winzige Hervorwölbung deutet an, dass im Vegetationspunkt eine Veränderung vor sich ging, in der zu dem allgemeinen Wachstum des Sprosses ein neuer Impuls, ein Blattbildungsimpuls hinzukam. Auf diese Weise finden sich in der nach aussen gerichteten Blattentwicklung vier Phasen, mit denen sich jeweils eine neue Wende vollzieht. [...]
 

ST - Urbildliche Phasen der Entwicklung höherer Pflanzen UR - https://dx.doi.org/10.18756/edn.39.48 Y2 - 2024-03-29 01:28:13 ER -