@article{10.18756/edn.59.65, title = {{Forschung als Hinwendung zur gegenw{\"a}rtigen Existenz . }}, shorttitle = {{Forschung als Hinwendung zur gegenw{\"a}rtigen Existenz }}, author = {Maier, Georg}, journal = {Elemente der Naturwissenschaft}, year = {1993}, volume = {59}, pages = {65--73}, url = {https://dx.doi.org/10.18756/edn.59.65}, doi = {10.18756/edn.59.65}, issn = {p-ISSN 0422-9630}, language = {de}, abstract = {
Die Diskussion {\"u}ber Forschung im Rahmen des anthroposophischen Ansatzes k{\"o}nnte die Beteiligten aufmerksam werden lassen auf den Paradigmenwechsel, der mit der Zeitenwende, sp{\"a}testens aber mit dem ausgehenden 19. Jahrhundert, f{\"a}llig geworden ist und dessen Bew{\"a}ltigung noch aussteht. Im Folgenden will ich erl{\"a}utern, was ich unter diesem verstehe: Nach der {\"u}berlieferten, alttestamentarische Auffassung entsteht menschliche Kultur in dem Ma{\ss}e, in welchem sich der einzelne in seinem allt{\"a}glichen Leben an vorgegebene, allgemeing{\"u}ltige Handlungsanweisungen h{\"a}lt. Er soll sich von ewig g{\"u}ltigen Prinzipien getragen wissen, die ihm im gegenw{\"a}rtigen Dasein die rechten Wege weisen. Demgegen{\"u}ber er{\"o}ffnet sich jeder und jedem die M{\"o}glichkeit, in der Gegenwart jeweils eine neue Wendung zu vollziehen: {\"A}ndert Euren Sinn! Das alte, sinnlichkeitsfeindliche Paradigma (Rudolf 5teiner, 1919a, 1919b) der ewig g{\"u}ltigen, alles Geschehen regelnden Gesetzlichkeit ragt aber immer noch kaum angefochten in unsere Kultur hinein. Was auf ihm beruht, ist Phrase, Konvention und Routine (Steiner, 1921). Wenig hat sich daran ge{\"a}ndert, seit die mit der Neuzeit ma{\ss}geblich werdende Naturwissenschaft sich anschickte, die tradierten, als dogmatisch empfundenen Grunds{\"a}tze durch Ergebnisse empirischer, wissenschaftlicher Forschung zu ersetzen. Denn auch diese sollen die schlechthin zutreffende Sicht der fertigen Sch{\"o}pfung darstellen. Die wissenschaftlich erforschten allgemeinen Natur{\guillemotright}gesetze{\guillemotleft}waren indessen zunehmend reduktionistisch interpretiert worden, so da{\ss} eine Sehnsucht nach{\guillemotright}geistigeren{\guillemotleft}, der reduktionistischen Auslegung unzug{\"a}nglichen Naturwirkungen wach wurde. In der Anfangszeit der anthroposophisch orientierten Naturwissenschaft war diese Sehnsucht wegleitend. Aber die empirischen Ergebnisse aus jener Zeit zeigen: Neue {\guillemotright}Lebenskr{\"a}fte{\guillemotleft}, welche uns jene geforderte innere Wendung ersparen, stellten sich nicht ein! [...]
}, annote = {Die Diskussion {\"u}ber Forschung im Rahmen des anthroposophischen Ansatzes k{\"o}nnte die Beteiligten aufmerksam werden lassen auf den Paradigmenwechsel, der mit der Zeitenwende, sp{\"a}testens aber mit dem ausgehenden 19. Jahrhundert, f{\"a}llig geworden ist und dessen Bew{\"a}ltigung noch aussteht. Im Folgenden will ich erl{\"a}utern, was ich unter diesem verstehe: Nach der {\"u}berlieferten, alttestamentarische Auffassung entsteht menschliche Kultur in dem Ma{\ss}e, in welchem sich der einzelne in seinem allt{\"a}glichen Leben an vorgegebene, allgemeing{\"u}ltige Handlungsanweisungen h{\"a}lt. Er soll sich von ewig g{\"u}ltigen Prinzipien getragen wissen, die ihm im gegenw{\"a}rtigen Dasein die rechten Wege weisen. Demgegen{\"u}ber er{\"o}ffnet sich jeder und jedem die M{\"o}glichkeit, in der Gegenwart jeweils eine neue Wendung zu vollziehen: {\"A}ndert Euren Sinn! Das alte, sinnlichkeitsfeindliche Paradigma (Rudolf 5teiner, 1919a, 1919b) der ewig g{\"u}ltigen, alles Geschehen regelnden Gesetzlichkeit ragt aber immer noch kaum angefochten in unsere Kultur hinein. Was auf ihm beruht, ist Phrase, Konvention und Routine (Steiner, 1921). Wenig hat sich daran ge{\"a}ndert, seit die mit der Neuzeit ma{\ss}geblich werdende Naturwissenschaft sich anschickte, die tradierten, als dogmatisch empfundenen Grunds{\"a}tze durch Ergebnisse empirischer, wissenschaftlicher Forschung zu ersetzen. Denn auch diese sollen die schlechthin zutreffende Sicht der fertigen Sch{\"o}pfung darstellen. Die wissenschaftlich erforschten allgemeinen Natur{\guillemotright}gesetze{\guillemotleft}waren indessen zunehmend reduktionistisch interpretiert worden, so da{\ss} eine Sehnsucht nach{\guillemotright}geistigeren{\guillemotleft}, der reduktionistischen Auslegung unzug{\"a}nglichen Naturwirkungen wach wurde. In der Anfangszeit der anthroposophisch orientierten Naturwissenschaft war diese Sehnsucht wegleitend. Aber die empirischen Ergebnisse aus jener Zeit zeigen: Neue {\guillemotright}Lebenskr{\"a}fte{\guillemotleft}, welche uns jene geforderte innere Wendung ersparen, stellten sich nicht ein! [...]
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