Hybridsorten in der biodynamischen Landwirtschaft – Dilemma, Streitfrage und Chance
Export Article Citation as
- Plain text
- BibTeX
- RIS format
- Download price : € 0.00
Abstract:
1. Die Ausgangslage – das Dilemma
Trotz jahrzehntelanger Züchtungsanstrengungen werden in der Biodynamischen Landwirtschaft heute zu einem grossen Teil Sorten aus konventioneller Züchtung angebaut. Oft handelt es sich dabei um Hybridsorten von international agierenden Saatgutfirmen. Fast nur bei den Getreidearten gibt es erfolgreiche Sorten aus biodynamischer Züchtung. Am stärksten verbreitet sind die Hybridsorten aus der konventionellen Züchtung im Erwerbsgemüsebau für den Handel, sowie bei Mais und Sonnenblumen. Bei Roggen und Raps sind aktuell nur noch wenige offen abblühende Populationssorten verfügbar. Auch bei Weizen und Gerste sind die Hybridsorten im Zunehmen begriffen. Das Saatgut ist zwar teurer, bietet jedoch – auch im Biolandbau – gewisse Vorteile.
Viele Gemüse-Betriebe erzeugen und liefern das, was die Händler und die Vermarkter verlangen: das ist vor allem gleichbleibend homogene Ware. Aus ökonomischen Gründen können diese Betriebe kaum auf 10–25 % verkaufsfähige Ware verzichten. Mit Mindererträgen ist bei den offen abblühenden (samenechten) Sorten aus biodynamischer Züchtung fast immer zu rechnen. Deshalb gedeiht aktuell 70–90 % des unter der Marke Demeter im Fachhandel und in Supermärkten verkauften Gemüses aus konventionell gezüchteten Hybridsorten. Extrem hoch ist der Anteil vor allem im Winter bei der Importware aus dem Süden, weil die Anforderungen der Händler an die Einheitlichkeit der Ware sehr hoch sind und weil es in Südeuropa und in Nordafrika weder eine biodynamische Züchtung noch eine aktive Sortenvermarktung für allenfalls verfügbare Populationssorten gibt. Ausserdem eignen sich viele der nördlich der Alpen gezüchteten Sorten nur beschränkt oder gar nicht für den Anbau in südlicheren Regionen.