Editorial

Elemente der Naturwissenschaft 105, 2016, P. 3-4 | DOI: 10.18756/edn.105.3

Abstract:

Lassen Sie sich in diesem Heft anregen zu einer Reise, die Sie von verschiedenen Ausgangspunkten zu unterschiedlichen Aspekten pflanzlicher Lebensäusserungen führt!

Die Denkweise der projektiven Geometrie ermöglicht, von der Betrachtung eines Ausschnittes zum Erleben der Ganzheit zu kommen - ein Ziel, das Goethe und seine NachfolgerInnen in der Naturerkenntnis anstreben. Diesen Weg schildert Christina Moratschke im ersten Artikel. Zusammen mit Roland Neff, der im Dezember 2014 verstorben ist, hat sie sich über mehrere Jahre intensiv übend mit der projektiven Geometrie befasst. Aus den Erfahrungen, die sich bei dieser Arbeit eingestellt haben, hat sich ein Bezug zu Rudolf Steiners Interpretation von Goethes Raumauffassung ergeben. Das Spiel der Polarität von vorstellungshaft-räumlichem Gegebensein und dem anhand von Gesetzmässigkeiten in der inneren, sinnlichkeitsfreien Anschauung erlebbaren Unendlichen manifestiert sich in drei Erkenntnisstufen. Die dabei erfahrenen Gesten werden schliesslich zu Goethes Auffassung des pflanzlichen Entwicklungsprozesses in Beziehung gesetzt. Man darf gespannt sein auf den zweiten Teil des Aufsatzes im nächsten Heft. Einen umgekehrten Weg beschreitet Hermann Bauer, indem er einen Hinweis Rudolf Steiners konkret in die Erfahrung, ins Bild bringt: dass sich in der spiraligen Anordnung der Blätter an Pflanzen ein Abbild der Bewegungen spiegelt, die Planeten im Himmelsraum vollziehen. Wie man das auffassen kann, zeigt er anhand der geozentrischen Bahnen von Merkur und Venus grafisch auf. Geht man von einem Zusammenwirken dieser beiden Planeten aus, können alle Blattstellungen abgeleitet werden. Mathematisch werden sie als Brüche aus der Fibonacci-Folge beschrieben, die auch in den Blütenkörben der Asteraceae in verschiedenen Kombinationen aufzufinden sind. Die immer wieder verblüffend anmutende Geometrie dieser Muster wird in diesem Beitrag abgebildet und mathematisch nachvollziehbar gemacht. [...]