Darf ein Naturwissenschaftler seiner Umgebung mehr Rätsel aufgeben, als er selber löst?

Elemente der Naturwissenschaft 78, 2003, P. 3-5 | DOI: 10.18756/edn.78.3

Abstract:

Wenn ich an Georg Maier denke, sehe ich sein immer schon kahles, glänzendes Haupt, sein orientalisch-kaukasisches Gesicht, seine Füße und Beine, immer in Bewegung, auch wenn er steht, und ich höre seine leise, im Ausdruck stets suchende Stimme, als müsste er die Worte mit seiner Zunge zuerst noch wie ein gerade erhaltenes Geschenk auswickeln, blank lecken und in eine Reihe stellen, bevor er sich ihrer bedient und sie ganz auszusprechen beginnt.

Das Zuhören liegt ihm. Und welche Wohltat für einen Sprechenden, wenn Georg im Publikum sitzt und übers ganze Gesicht strahlt und mitgeht wie bei einem Pferderennen, in dem es keine Verlierer gibt. In all den Jahren unserer Freundschaft hat er immer wieder besorgt und liebenswürdig nachgehakt, sobald er spürte, wie ich in schwierigen Situationen mit mir selbst oder mit anderen gerungen habe. Es beunruhigt ihn über alle Maßen, wenn etwas nicht stimmt oder nicht recht ist. Trotzdem, wie kann ein Mensch, der die Bewegung so liebt, so aufsässig sein?

Natürlich gehört er zu jenem kleinen Klub von Menschen, die gerne Probleme wälzen und sich über alles Mögliche Gedanken machen. Auch für ihn trifft zu: Ich denke, also bin ich, oder: Wenn Ich nicht denkt, ist Ich nicht. Doch so richtig existentiell ist für Georg der andere Aspekt: Wenn Du nicht wahrgenommen wird, ist Du nicht, oder: Wenn du wahrgenommen wirst, bist du. Du wirst wahrgenommen, also bist du. Ich nehme dich wahr, also bist du. [...]