Editorial

Elemente der Naturwissenschaft 112, 2020, P. 3-4 | DOI: 10.18756/edn.112.3

Abstract:

Liebe Leserinnen und Leser

Im Frühling 2020 waren infolge des Corona-Syndroms die Strassen – besonders in Grenznähe – für sechs Wochen leer gefegt wie an einem autofreien Sonntag. Um letzteren durchzusetzen, war jahrelange politische Arbeit nötig. Anders als bei den warnenden Empfehlungen des Weltklimarates zur Eindämmung klimaschädlicher Gase sind Politiker weltweit den Ratschlägen von Virologen mit sofortigen und drastischen Massnahmen gefolgt, die von der Bevölkerung breit akzeptiert wurden. Diese Einigkeit war möglich im Kampf gegen einen gemeinsamen Feind – das Virus.

Es wurde als Ursache teilweise todbringender Symptome identifiziert, folglich musste jeder Kontakt verhindert werden. Die Empfehlungen folgten somit einem überschaubaren, linearen Kausalmuster, das einen Aspekt der Wirklichkeit richtig und präzis erfasst. Wie die Spitze einer Nadel sticht dieser Einzelaspekt durch das Gewebe der Wirklichkeit. Nicht berücksichtigt sind Zusammenhänge, die zur Entstehung der Erkrankung beitragen und somit ebenso zu den Ursachen gehören: etwa individuelle Disposition, differentielle Immunantwort und die sozio-ökonomische und hygienische Situation. Nicht berücksichtigt wurde ferner, dass es sich bei der hochgerechneten Zahlenbasis, mit der die Empfehlungen begründet wurden, nicht um Tatsachen handelt, sondern um Modelle, deren Ergebnisse von den verwendeten Parametern abhängen.