Homo sapiens und seine Weggefährten Zum Nobelpreis an Svante Pääbo

Elemente der Naturwissenschaft 117, 2022, P. 94-96 | DOI: 10.18756/edn.117.94

Abstract:

Es kommt selten vor, dass der Nobelpreis für Medizin an jemanden vergeben wird, der nicht an Themen mit klinisch oder therapeutisch relevanten Ergebnissen forscht. Svante Pääbo, ein schwedischer Wissenschaftler und Direktor am MPI in Leipzig, hat es geschafft.

Er begann bereits während seiner Promotion in den 80er Jahren heimlich mit der Isolierung und Sequenzierung von DNA aus einer ägyptischen Mumie. Ein 1985 darüber publizierter Artikel löste Begeisterung, aber auch Zweifel aus. Dies nahm Pääbo zum Anlass, sich sozusagen im Alleingang auf die molekulargenetische Untersuchung von DNA aus fossilen Menschenknochen zu spezialisieren. Kein leichtes Unterfangen, wie er in einem Interview betonte, weil Staubpartikel in der Luft oft mehr Erbmaterial enthalten als die gesamte Probe – sie können zu extremen Verunreinigungen führen.

1997 erregte Pääbo mit seiner Forschungsgruppe weltweites Aufsehen mit der Entschlüsselung des Neandertaler-Genoms. Es stellte sich heraus, dass Europäer und Asiaten 2–4 % Gensequenzen dieser Menschenverwandten in ihren Chromosomen tragen und dass, auf die gesamte euro-asiatische Bevölkerung verteilt, ca. 50 % ihrer Erbsubstanz im modernen Menschen fortbestehen.