Editorial

Elemente der Naturwissenschaft 122, 2025, P. 3-4 | DOI: 10.18756/edn.122.3

Abstract:

Liebe Leserinnen und Leser

Diese Ausgabe stellt verschiedene Arten vor, die goetheanistische Forschungsmethode, bzw. Rudolf Steiners Anregungen anzuwenden. Treue, jahrelange Beobachtung einer Pflanzenart in der Entwicklung an verschiedenen Standorten hat es Jean-Georges Barth ermöglicht, das Wesen der Stinkenden Nieswurz anhand treffender Details, die mit hochspezifischen Fotos verbildlicht sind, aufscheinen zu lassen. So lernen wir im ersten Beitrag eine Pflanze kennen, die aktuell in der Forschung vielfach untersucht wird, wegen ihres Potentials in der Behandlung von Karzinomen und Schädigungen des Gehirns.

Im zweiten Beitrag stellt Torsten Arncken eine Methode vor, mit der er eine Anregung Rudolf Steiners umgesetzt hat: Die Düfte von Pflanzen – also Sinneswahrnehmungen – werden direkt, ohne Begriffe zu bilden, in gemalten Bildern dargestellt. Dabei wird nicht der jeweils individuelle Wille ausgedrückt, sondern der Proband versucht die Geste, welche der Substanz innewohnt, auf seine Bewegung einwirken zu lassen. Die innere Tätigkeit wird zum Wahrnehmungsorgan für spezifische Veränderungen des Pflanzenduftes, die durch Metalldüngung hervorgerufen werden. Mit vielen hundert Menschen hat er über viele Jahre herausgearbeitet, dass sich in den Düften Qualitäten der Metalle widerspiegeln.

Harald Brandt hat seine Untersuchungen zu der spannenden Frage fortgesetzt, wie sich die von Rudolf Steiner zu den Erdzeitaltern gemachten Angaben zu der geologischen Zeitskala nach dem heutigen Stand der Forschung in Beziehung setzen lassen. In diesem Beitrag wird die weitere Erdgeschichte nach dem Austritt des Mondes betrachtet. Der Autor geht mit gründlicher Prüfung von vielen Aussagen Steiners auf den Übergang vom lemurischen zum atlantischen Zeitalter ein.

Dass Diversität nicht nur in Biologie, Medizin und Landwirtschaft wichtig und sogar heilsam ist, sondern auch die Forschung in Form einer Vielfalt qualitativer Ansätze stärken kann, zeigt Gigi Berardi in ihrem Beitrag zu sozialwissenschaftlichen Projekten auf. Sie verortet die Bedeutung des goetheanistischen Forschungsansatzes in der internationalen Literatur zu ganzheitlichen Modellen und erweist uns damit einen wichtigen Dienst, der aus der Beschränkung auf die europäische Wissenschaftsszene herausführt. Sie diskutiert goetheanistische Wissenschaft und partizipative Forschungsansätze, um eine gemeinsame Grundlage für wahrnehmungsorientierte und empathisch-qualitative Forschungsmethoden zu finden.

Die heilsame Wirkung von Diversität in der uns umgebenden Natur steht in einem direkten Zusammenhang mit den Nahrungsmitteln, die uns Menschen eine gesunde Entwicklung ermöglichen. Sie wird stark untergraben durch die Anwendung von sogenannten Pflanzenschutzmitteln. Jasmin Peschke und Ruth Richter richten den Fokus auf mehrere Publikationen, die diese lange bekannten Zusammenhänge mit wissenschaftlichen Ergebnissen illustrieren. Ungewöhnlich ist, dass in der Zeitschrift «Nature Communications» vor kurzem eine Übersichtsstudie publiziert wurde, in der die Autoren die üblichen Risikobewertungen für Pestizide als unzureichend bezeichnen und eine Verschärfung fordern. Dennoch versäumen sie, die Publikationen zu erwähnen, die die Nachhaltigkeit von biologischen und biodynamischen Anbauweisen deutlich belegen.

Die Rubrik «Kolloquium» ist in diesem Heft erfreulich belebt mit drei Beiträgen, ein neu erschienenes Buch wird vorgestellt und ein Nachruf auf Manfred Klett, einen grossen Wegbereiter der biodynamischen Landwirtschaft beschliesst den redaktionellen Teil.

Frohe Lektüre wünscht im Namen des Redaktionsteams

Ruth Richter