Editorial
Export Article Citation as
- Plain text
- BibTeX
- RIS format
- Download price : € 0.00
Abstract:
Liebe Leserinnen und Leser
Für eine dynamische Pflanzenmorphologie, wie sie aus Goethes Auffassung herausgelesen werden kann, genügt es nicht, die verschiedenen Organe an der ausgewachsenen Pflanze auseinander abzuleiten. Auch der Entstehungsprozess muss einbezogen werden, wenn man zu einem wirklichkeitsgemässen Konzept kommen will, das der Vielfalt der fast 400’000 Pflanzenarten, die es auf der Erde gibt, gerecht werden kann. Rudolf Steiner hat die von Goethe vorgeschlagene «Urpflanze» als unendlich plastische Entität dargestellt, die das Potential in sich trägt, jede mögliche Pflanzengestalt anzunehmen. Das bedeutet, dass sie selbst nicht konkret für die Sinne erscheinen kann. Goethe hat von einem «idealen Urkörper» gesprochen. Aber die konkreten Vorstellungen bzw. Bilder, die sich die Menschen von einer solchen Urpflanze machen, müssen doch immer eine bestimmte Gestalt annehmen.
Peer Schilperoord hat 2015 in dieser Zeitschrift die mehrjährige, holzbildende Pflanze als neues Modell für die Urpflanze vorgestellt und hat dieses Modell sowohl anhand der Entwicklungsdynamik als auch evolutiv systematisch begründet. Um es in den grösseren Zusammenhang morphologischer Konzepte einzubetten, ist er in den letzten Jahren den Bildern und Konzepten, die seit Goethe von verschiedenen Morphologen entwickelt worden sind, nachgegangen und hat sie in einem Reviewartikel vergleichend vorgestellt. Den ersten Teil der konzeptuellen Entwicklung des vergleichenden morphologischen Denkens finden Sie in diesem Heft. Im folgenden Heft wird der Autor detaillierter auf den Vergleich zwischen Blüte und Spross eingehen.
Matthias Rang hat ein während der Arbeitstage für Physiker durchgeführtes Experiment mit einem Wetterballon ausgewertet, das ermöglicht hat, die Wärmehülle der Erde bis in die Stratosphäre, bis in eine Höhe von ca. 36 km, zu untersuchen. Das durch die Daten unter den gegebenen Bedingungen abgebildete Höhenprofil der Wärmestrahlung macht darauf aufmerksam, dass zwischen den gegensätzlichen Qualitäten von Erdoberfläche und Kosmos vermittelnde Schichten in ständiger Wechselwirkung den Wärmehaushalt der Erde so regulieren, dass man von einem eigenständigen Wärmeorganismus der Erde sprechen kann.