«Stoffe sind festgehaltene Prozesse»

Elemente eines neuen Stoffbegriffs
Elemente der Naturwissenschaft 78, 2003, S. 74-93 | DOI: 10.18756/edn.78.74

Zusammenfassung:

In der vorliegenden Arbeit wird ein invertiertes Verständnis von Stoffen entwickelt, das sich im Sinne einer komplementären Ergänzung neben das in der modernen Chemie vorherrschende atomistisch-mechanistische Stoffverständnis stellen kann: Anstatt chemische Prozesse und die Wirkungen von Stoffen aus deren Eigenschaften heraus zu erklären, wird einer Anregung Rudolf Steiners folgend versucht, Stoffe als materielle Niederschläge von Prozessen zu begreifen, als «festgehaltene Prozesse»1. Dabei werden neben dem Ursprung der Rohstoffe, dem Herstellungsprozess sowie den chemischen, toxikologischen, ökologischen etc. Eigenschaften der Stoffe auch die ideellen Zusammenhänge ihrer Entdeckung und Herstellung sowie die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kontexte ihrer Verwendung in Betracht gezogen. Auf diesem Wege gelingt es, einige Defizite auszugleichen, die das vorherrschende Stoffverständnis all seinem Erfolg zum Trotz aufweist und die sich vor allem bemerkbar machen, wenn chemisch bearbeitete Stoffe in Lebenszusammenhänge entlassen werden.

Referenzen
  • Bockemühl, J. (1996, 2000): Ein Leitfaden zur Heilpflanzenerkenntnis, Bd. I und II. Dornach.
  • Boyle, R. (1661): Der skeptische Chemiker. (The Sceptical Chymist.) Gekürzt und herausgegeben von E. Färber und M. Färber, 2. Auflage 2000, Thun, Frankfurt/Main.
  • Breemer, P. v. d. (2002): Zu Reduktionismus und Phänomenologie im Unterricht. In: Scheffler, A., Strüh, H. J.: Handeln und Erkennen in der Chemie. Sonderheft der Elemente d. N., Dornach.
  • Buck, P. (1984): Was ist «Chlor». Plädoyer für eine existentialrelevante chemische Begriffsbildung. Chimica didactica 10, S. 117–140.
  • Buck, P., Mackensen, M. v. (1996): Naturphänomene erlebend verstehen. 6. Auflage, Köln.
  • Feil, S. (2000): Vom Gift zum Wirkstoff: Pflanzenschutzmittel auf dem Weg in moderne Zeiten. In: Quadbeck-Seeger/Fischer (2000): Die Babywindel und 34 andere Chemiegeschichten. Weinheim.
  • Figurowski, N. (1981): Die Entdeckung der chemischen Elemente und der Ursprung ihrer Namen. Köln.
  • Fischer, R. A. (1996): Natürlich, naturidentisch, künstlich: Beiträge zur Begriffsbestimmung aus der Sicht ei nes Chemikers. In: Janich, P. Rüchardt, C.: Natürlich, technisch, chemisch. Verhältnisse zur Natur am Beispiel der Chemie. Berlin, New York.
  • Goethe, J. W. v. (1792): Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt. In: Goethes Werke, Hamburger Ausgabe, Bd. XIII. 9. Auflage, München (1982)
  • Goethe, J. W. v. (1810): Zur Farbenlehre. Vorwort. In: Goethes Werke, Hamburger Ausgabe, Bd. XIII. 9. Auflage,
  • Janich, P. (1992): Chemie als Kulturleistung. In: Ders., Grenzen der Naturwissenschaft. München.
  • Janich, P. (1994): Probleme der Bestimmung von Grundbegriffen der Chemie. In: Ders. [Hg.]: Philosophische Perspektiven der Chemie. Mannheim u.a.
  • Janich, P. (1997): Kleine Philosophie der Naturwissenschaften. München.
  • Janich, P. (2002): Die Rationalität der Chemie. In: Scheffler, A., Strüh, H.-J.: Handeln und Erkennen in der Che mie. Sonderheft der Elemente d. N., Dornach.
  • Janich, P., Rüchardt, C. (1996): Natürlich, technisch, chemisch. Verhältnisse zur Natur am Beispiel der Che mie. Berlin, New York.
  • Julius, F. H. (1965): Grundlagen einer phänomenologischen Chemie, Teil II. 2. Auflage 1988, Stuttgart.
  • Kalisch, M. (1996): Versuch einer Typologie der Substanzbildung. In: Goedings, P. [Hg.]: Wege zur Er kenntnis der Heilpflanze. Stuttgart.
  • Kolisko, E. (1922): Hypothesenfreie Chemie im Sinne der Geisteswissenschaft. In: Aenigmatisches aus Kunst und Wissenschaft. Anthroposophische Hochschulkurse. Stuttgart.
  • König, U.-J. (1999): Ergebnisse aus der Präparateforschung. Schriftenreihe des Instituts für biologisch-dy namische Forschung, Bd. 12, Darmstadt.
  • Kranich, E.-M. (2001): Erkennen und Verstehen in der Chemie. Erziehungskunst, H. 1, S. 25–36.
  • Kranich, E.-M. (2002): Verstehen – auch der Natur-Dinge. Vom Wahrnehmen über das Erleben zum Verstehen. In: Basfeld, M., Kracht, T. [Hg.]: Subjekt und Wahrnehmung. Beiträge zu einer Anthropologie der Sin neserfahrung. Basel.
  • Mackensen, M. v. (1975): Ein Hinweis auf die Prozesschemie. Elemente d. N. 18, S. 29–32.
  • Mackensen, M. v. (1991): Organische Säuren. Essigsäure – Ameisensäure – Kleesäure. Elemente d. N. 54, S. 1–9.
  • Mackensen, M. v., Schoppmann, R. (1994): Prozesschemie aus spirituellem Ansatz. Kassel.
  • Maier G. et al. (1978): Tetra-tert-butyltetrahedran. Angewandte Chemie 90, S. 552f.
  • Neufeldt, S. (1987): Chronologie Chemie 1800– (1980): 2. Auflage, Weinheim.
  • Pilgrim, E. (1950): Die Entdeckung der Elemente. Stuttgart.
  • Pötsch, W. R. (1989): Lexikon bedeutender Chemiker. Thun, Frankfurt/Main.
  • Quadbeck-Seeger, H.-J., Fischer, A. [Hg.] (2000): Die Babywindel und 34 andere Chemiegeschichten. Wein heim.
  • Schad, W. (2000): Für eine vernunftgemäße Chemie. Tycho de Brahe-Jahrbuch, S. 164–201.
  • Schad, W. (2002): Erfahrungen und Vorschläge zum Chemieunterricht in der Waldorfschule. In: Scheffler, A., Strüh, H.-J.: Handeln und Erkennen in der Chemie. Sonderheft der Elemente d. N., Dornach.
  • Scheffler, A. (1982): Chemische Prozesse in den Naturreichen. Die Drei 52, S. 245–257.
  • Scheffler, A. (1998): Metamorphosen pflanzlicher Substanzen. In: Dorka, R. et al. [Hg.]: Zum Erstaunen bin ich da. Forschungswege in Goetheanismus und Anthroposophie. Dornach.
  • Schummer, J. (1995): Zwischen Wissenschaftstheorie und Didaktik der Chemie: Die Genese von Stoffbe griffen. Chimica didactica 69, S. 85–110.
  • Soentgen, J. (1999): Phänomenologische Untersuchungen zum Stoffbegriff. Chimica didactica 81, S. 197– 221.
  • Steiner, R. (1882): Einzig mögliche Kritik der atomistischen Begriffe. Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamt ausgabe 63, 1978, Dornach, S. 5–10.
  • Steiner, R. (1920a): Geisteswissenschaft, Naturwissenschaft, Technik. Vortrag vom 17.6.1920 in Stuttgart. Beiträ ge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe 107, 1991, Dornach, S. 24–56.
  • Steiner, R. (1920b): Grenzen der Naturerkenntnis, Vorträge vom 27.9.–3.10. (1920): 5. Auflage, Dornach 1981, GA 322.
  • Steiner, R. (1922): Konferenzen mit den Lehrern der Freien Waldorfschule in Stuttgart 1919–1924, Bd. II. Konferenz vom 21.6. 1922; 2. Auflage, Dornach 1995, GA 300b.
  • Steiner, R. (1924): Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft, besonders den Vortrag 11.6. (1924). 7. Auflage, Dornach 1984, GA 327.
  • Steiner, R. (1925): Von der Natur zur Unter-Natur. In: Ders., Anthroposophische Leitsätze. 9. Auflage, Dornach 1989, GA 26.
  • Ströker, E. (1967): Denkwege der Chemie. Elemente ihrer Wissenschaftstheorie. Freiburg, München.
  • Trueb, L. F. (1996): Die chemischen Elemente. Ein Streifzug durch das Periodensystem. Stuttgart, Leipzig.
  • Wiberg, N. (1985): Holleman-Wiberg. Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 91.–100. Auflage, Berlin und New York.
  • Wunderlin, U. (2002): Die Bedeutung der Chemie für die Pädagogik und ihr sozialer Aspekt. In: Scheffler, A., Strüh, H.-J.: Handeln und Erkennen in der Chemie. Sonderheft der Elemente d. N., Dornach.