Verstehen zu-muten

Elemente der Naturwissenschaft 78, 2003, S. 122-124 | DOI: 10.18756/edn.78.122

Zusammenfassung:

Als ich Georg Maier zum zweiten Mal begegnete, stand er an einem jener wuchtigen, breitschultrigen Rednerpulte, Verkündigungskanzeln eigentlich, die durch ihre den Kristallen entlehnte Vielflächigkeit nochmals materieller und verdichteter wirken. Wir saßen in Reihen vor ihm und es war offensichtlich, dass der Redner diese Anordnung unpassend fand. Sein vorgebeugter Körper, seine suchenden Hände, der Gesichtsausdruck, die Wollmütze auf dem Kopf, die etwas stockende Sprechweise, alles zusammen teilte mit, dass hier einer nicht lehren will, nicht erklären, sondern nur an Gedanken teilhaben lassen, verstehen lassen, eine Situation schaffen zum Selberdenken. Und es behagte ihm offensichtlich nicht, dass die säuberlich aufgereihten «Hörer» nur seine Worte aufsaugen, statt selbst Gedanken entwickeln wollten. [...]
 

Referenzen
  • Dörner, K. (1978): Irren ist menschlich. Neuauflage 1984ff., Bonn.
  • Steiner, R. (1894): Philosophie der Freiheit, Dornach, T. B. 1987, S. 130, GA 4.