Die Trennung der Geschlechter und die Bildung der Blütenorgane - Gestaltungsfreiheit

Elemente der Naturwissenschaft 88, 2008, S. 39-60 | DOI: 10.18756/edn.88.39

Zusammenfassung:

Die Blüte ist eine Metamorphose der gesamten vorangegangenen Pflanze. Die generative Vermehrung ist eine Steigerung der vegetativen Vermehrung. Wie ist das gegenseitige Verhältnis dieser beiden Vermehrungsarten? Wie stark durchdringen sie sich in der Blüte gegenseitig? Der Begriff «Plastizität» ist ein Schlüsselbegriff für das Verständnis der Blütenbildung, für das Verständnis der Metamorphose. «Plastizität» steht in einem Spannungsverhältnis zur «Gesetzmäßigkeit». Wie frei sind die Bildungsprozesse, wie frei ist die Pflanze? Die Plastizität ist größer, als in der Regel angenommen.

Im Folgenden wird die Bildung der Sporangien beim Lebermoos Preissia quadrata, beim Schachtelhalm Equisetum arvense, beim Bärlapp Huperzia selago, beim Moosfarn Selaginella helvetica, beim Gemeinen Wurmfarn Dryopteris filixmas und bei einigen Angiospermen beschrieben.

Die Blattbildung bei den Blattfarnen und bei den Bedecktsamigen verläuft sehr unterschiedlich. Das Farnblatt wächst in die Form hinein. Das Blatt der Bedecktsamigen bildet alle Grundelemente der zukünftigen Blattform in einer sehr frühen Phase aus, danach entfaltet sich diese Anlage. Dieser Unterschied macht sich in der größeren Gestaltungsfreiheit der Bedecktsamigen bemerkbar.

Von Andreas Suchantke stammt die These der Verjüngung als zentralem Prozess der Metamorphose. Die Plastizität der Metamorphoseprozesse ist meiner Meinung nach größer, als Suchantke annimmt. Die Verjüngungsthese wird analysiert, als Alternative wird die These der gesteigerten Plastizität vorgeschlagen.

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