Fruchtkörperentwicklung bei Porlingen
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Zusammenfassung:
Porlinge sind eine Gruppe holzabbauender Großpilze, deren Fruchtkörperformen sich in einer Reihe zunehmender Erhebung vom Substrat einordnen lassen. So entwickelt sich auch der Einzelpilz: von einem dem Holz anliegenden Scheibchen über eine halbresupinate Form bis zu einer konsolenförmig in den Raum hineinragenden Gestalt. Darüber hinaus können Fruchtkörper einer einzelnen Art, je nach Lage am Substrat, nahezu sämtliche Formen der Porlinge als Gruppe annehmen. In diesem Beitrag wird versucht, der dieser Formenvielfalt innewohnenden Grundidee, dem Typus des Porlingsfruchtkörpers, näherzukommen. Hilfreich dafür ist ein Vergleich mit den Blätterpilzen. Das Grundmotiv der Blätterpilze ist nicht die Emanzipation des Fruchtkörpers vom Substrat, welche hier durch den Stiel von vorneherein gegeben ist, sondern das Abschließen des Hymeniums gegen die Außenwelt und die Veranlagung des ganzen Fruchtkörpers in einer knospenartigen Situation («Endogenisation»). Die Ontogenese der Blätterpilze zeigt eine deutliche Stufenfolge auf, in der Gestaltung und Wachstum, Entwurf und Erscheinen getrennt auftreten. Bei den Porlingen wird die Gestalt allmählich im Wachsen ausplastiziert und der Abschluss dieses Vorgangs wird oft nur zögernd erreicht. Bei aller Plastizität, mit der ein Porlingsfruchtkörper auf die jeweilige räumliche Lage am Substrat antwortet, erhält er trotzdem ein inneres Prinzip aufrecht. Entlang der waagerechten Achse, welche aus der unsichtbaren Prozessualität der Myzelprozesse in den Erscheinungsraum hineinführt, wird Gewordenes aufgelöst und in dem Organ der Hutkante neu gestaltet. Entlang der senkrechten Achse nimmt der Pilz so Bezug zum Raum auf, dass er Qualitäten desselben, Helligkeit und Schwere, zum Ausdruck bringt. In welchem Ausmaß diese Qualitäten am Fruchtkörper erscheinen können, wird durch die Lage am Substrat bedingt.