Störungs- und Regenerationserscheinungen bei der Biokristallisation

Elemente der Naturwissenschaft 99, 2013, S. 5-20 | DOI: 10.18756/edn.99.5

Zusammenfassung:

Wird der Kristallisationsprozess bei der Biokristallisation (Kupferchlorid- Kristallisation) durch einen äusseren Einfluss gestört (z.B. starke Erniedrigung der relativen Luftfeuchtigkeit durch kurzzeitiges Öffnen der Kammertür), so entsteht eine lokal begrenzte Störungszone. Diese ist durch ein schnelles Wachstum der Kristallfront oder durch das Entstehen von Vielfachzentren charakterisiert. Lässt man aber die verbleibende Lösung anschliessend unter den üblichen Luftfeuchtigkeitsbedingungen auskristallisieren, so bildet sich wieder ein Kristallbild, das demjenigen einer ungestörten Kristallisation gleicht. Versuche mit verschiedenen Zusätzen (Weizen-Dinkelmehl, Gelatine, Milch und Mistel-Extrakt) zeigten, dass die Empfindlichkeit der Lösung gegenüber der äusseren Störung wohl in starkem Masse von der Art des Zusatzes abhängt, die grundlegenden Regenerationsphänomene, die zu einer «Wiedervereinheitlichung» der Kristallbilder führen, jedoch die gleichen sind. Es wird versucht, diese Erscheinungen sowohl auf physikalisch-kristallographischer Grundlage als auch durch eine gesamtheitliche Betrachtungsweise zu beschreiben.

Referenzen
  • Barfurth, D. (1892): Über den jetzigen Stand der Regenerationslehre. Wiesbaden.
  • Beckmann, H. (1959): Über Keimbildung, Einkristallwachstum und Auffächerungswachstum von CuCl2·2H 2O in rein-wässerigen und Eiweiss-haltigen Lösungen. Diss. Univ. Bonn.
  • Busscher, N., Kahl, J., Andersen J.-O., Doesburg, P., Mergardt, G., Ploeger, A. (2006): Das Verfahren der Biokristallisation und das Konzept der Selbstorganisation. Elemente d.N. 85, S. 93-102.
  • Dinsmore, C. E. (1991): A history of regeneration research – Milestones in the evolution of a science. Cambridge.
  • Engqvist, M. (1975): Physische und lebensbildende Kräfte in der Pflanze. Frankfurt am Main.
  • Hale, D. R., Hurlbut, C. S. (1949): Quartz sphere grown into a faced crystal. American Mineralogist, 34. S. 596-599.
  • Hollemann, L. W. J. (1966): Ein Beitrag zum Verständnis der empfindlichen Kristallisation. Elemente d.N. 4, S. 24-33.
  • Jordan, H. (1842): Der Wiederersatz verstümmelter Kristalle, als Beitrag zur näheren Kenntniss dieser Individuen und zu ihrer Vergleichung mit denen der organischen Natur. Archiv für Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin (Band 1842), S. 46-56.
  • Leray, J. (1973): Profil de la surface libre d’un film liquide hétérogène. Journal de Chimie Physique 70/10, S. 1428-1432.
  • Neuhaus, A. (1957): Die kristallographischen Grundlagen der «Diagnos- tischen Kristallisation». In Selawry A., Selawry O., (Hg.) (1957): Die Kupferchlorid-Kristallisation in Naturwissenschaft und Medizin. Stuttgart.
  • Nickel, E. (1967/68): Die Reproduzierbarkeit der sogenannten «empfindlichen Kupferchloridkristallisation». Bull. Soc. Frib. Sc. Nat. 57 Fasc. II, S. 65-179.
  • Nitschmann, G. (1980): Ein offenbares Geheimnis – Die Metamorphose beim Wachstum von Kristallkugeln. Die Drei, S. 617-623.