Editorial

Elemente der Naturwissenschaft 116, 2022, S. 3-4 | DOI: 10.18756/edn.116.3

Zusammenfassung:

Liebe Leserinnen und Leser

In meiner Eigenschaft als «Pflanzenfrau» verbrachte ich oft mit einer Gruppe von ca. zehn Leuten morgenfrühe Stunden in sonnendurchlichteten Auenwäldern, in denen das Frühlingsgrün spriesste, mit dem Ziel, einige Kilo frisch geschnittene Sauerkleeblättchen zur Herstellung einer Frischtinktur zu sammeln. Ich habe aus dieser Zeit viele Bilder dieses Pflänzchens in mir, wie es lichtgrüne Kissen bildet, die über dem Waldboden zu schweben scheinen, wo die besten Plätze sind, auf denen man die ganze Fläche abschneiden kann, weil keine Zweiglein, keine Blätter darüber liegen und keine anderen Pflanzen dazwischen wachsen. Am besten waren die Stellen, wo modernde Baumstämme etwas erhöht lagen und mit einem dichten Teppich der lichtgrünen Blättchen überzogen waren. Nie habe ich mir dabei bewusst gemacht, dass sich diese Pflanze eigentlich gar nicht mit der Erde verbindet, sondern in der verrottenden Streuschicht über dem Waldboden wurzelt. In seinem Artikel über den Sauerklee beschreibt Jean-Georges Barth solche typischen Eigenschaften dieser Pflanze, ihre Entwicklung, ihre Fortpflanzungsart und ihre Interaktion mit der Umgebung so detailgetreu und eindringlich, dass ich nach dem Lesen den Eindruck hatte, jetzt erst der Pflanze wirklich begegnet zu sein – die vielen inneren Bilder von den Sammelstellen waren wie neu belebt. Dass dieses mit grosser Leichtigkeit und Frische wachsende Pflänzchen äusserlich und innerlich gegen Verkrampfungszustände eingesetzt werden kann, erscheint nach der Lektüre keineswegs überraschend.

Kontroverse Diskussionen gehören seit der Corona-Zeit zu unserem Alltag, manche von ihnen haben auch eine lange Geschichte. So wird seit vielen Jahren in anthroposophischen und geologischen Fachkreisen diskutiert, ob und wie es möglich ist, die Angaben Rudolf Steiners zur Erdentwicklung mit den Daten und Zeiträumen in Zusammenhang zu bringen, die die Forschungsresultate der neueren Geologie und Paläontologie nahelegen. Harald Brandt hat im zweiten Artikel dieses Heftes sowohl zahlreiche wissenschaftliche Publikationen als auch verschiedene Auffassungen anthroposophischer Autoren sowie Steiners Äusserungen zu dieser Frage zusammengetragen und leitet daraus eine gut begründete These zur Zeit des Mondenaustritts ab. [...]