Zum Begriff des Typus in der Biologie

Elemente der Naturwissenschaft 23, 1975, S. 1-8 | DOI: 10.18756/edn.23.1

Zusammenfassung:

Im Vordergrund einer wissenschaftlichen Tätigkeit steht immer auch die Methode, durch die man zu den Erkenntnissen gelangt. Angesichts der stark theoretischen Seite der modernen Physik ist dort sogar in dem «Operationalismus» Bridgmans eine eigene wissenschaftstheoretische Besinnung in dieser Richtung angeregt worden. Darin zeigt sich die Einsicht, dass man exakter von angewandten Methoden und daraus sich ergebenden Ereignissen als bloss von Dingen und Eigenschaften sprechen kann. Bridgnian selbst erweiterte den Umfang des Operationalismus über blosse Messverfahren auch auf «gedankliche Operationen» (Bridgman 1950, S. 58). Damit ist angedeutet, dass das wissenschaftliche Ergebnis nicht unabhängig vom Untersuchenden ist und seine richtige Bewertung nur unter Berücksichtigung der angewandten Methoden stattfinden kann.

Nun gehört nicht nur die experimentelle Anordnung, sondern vor allem das jeweils angewandte Denken zu den methodischen Voraussetzungen. So ist z. B. die Durchführung eines morphologischen Vergleichs im wesentlichen eine gedankliche Tätigkeit, die entsprechende Denkmethoden erfordert. In diesem Aufsatz soll die zur Typologie gehörende Denkweise näher dargestellt werden. Dabei tritt auch das Problem der Bedeutung des denkend Erfassten für den objektiven Bereich auf, dessen Überwindung hier angegangen werden soll.
 

Referenzen
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