Versuch, in Luftlautströmungen zu lesen

Elemente der Naturwissenschaft 24, 1976, S. 37-48 | DOI: 10.18756/edn.24.37

Zusammenfassung:

Menschen und Tiere bringen mit der Luft Laute hervor. Sie versetzen sie durch die Tätigkeit dazu bestimmter Organe in Strömungen und Schwingungen. Sie lassen «Luftlautströmungen», «Luftgebärden», «Luftgestalten», «Luftlautforrnen» entstehen. Die Namen bezeichnen die Bewegung oder das herausgegriffene Einzelbild. Am kalten Wintertag hören und sehen wir das Pferd wiehern, den Bekannten auf der Strasse und uns selbst sprechen. Zarte, flüchtige Hauchfähnchen strömen von ihm zu uns und umgekehrt fast so, wie die Tolteken sie gezeichnet haben auf dem Bilde «Die sieben Höhlen» aus ihrem Mythos von der Urheimat (Bild 1 ). Die Strömungen sind nur von grösserer Vielfalt. Heute wissen wir das, denn es sind ihre Bewegungen gefilmt, die Einzelformen fotografiert und typische Formen für jeden Laut gefunden. Als Ersatz für die natürliche Sichtbarkeit in Kälte (Bilder 2, 11, 21, 23) bot sich in der Wärme eine künstliche an: Etwas eingeatrneter Tabakrauch färbt die Sprechluft (Bilder 4, 5, 8-10, 12-20, 22, 24-27 ). Die winzigen Wassertröpfchen und die feinen Rauchteilchen machen die Strömungen in gleicher Weise sichtbar. Die «Hauchbilder» sind manchmal etwas weicher als die künstlich mit Rauch sichtbar gemachten «Rauchbilder». Vergleiche die beiden «j», 11 ist ein «Hauchbild», 12 ein «Rauchbild» (J. Zinke 1966). [...]
 

Referenzen
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  • Bohm, W. (o. J.): Von den Wesenheiten der Laute und dem Sinn der Alphabete. Freiburg.
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  • Zinke, J. (1970): Schlierenoptische Untersuchungen an Luftlautformen. VEB Carl Zeiss Jena Nachrichten, 10. Folge Heft 6/8. S. 246-252.
  • Zinke, J. (1972): Sprachlaute werden sichtbar. Zeitschrift für Phonetik, Sprachwissenschaft und Kommunikationsforschung Bd. 25 Heft 1-2. 8. 126-139. Berlin.