Krebshemmende Mistelproteine
Aus der Arbeit des Vereins für Krebsforschung, Arlesheim, Institut Hiscia
Artikelreferenz exportieren
- Klartext
- BibTeX
- RIS Format
- Downloadkosten : € 6.00
Zusammenfassung:
Dr. Rudolf Steiner hat 1920 in einem Vortrag vor Ärzten und Medizinstudenten eine Angabe über die Mistel als Krebsheilmittel gemacht. Seit jener Zeit bemühten sich verschiedene Forscher um die Ausarbeitung dieses Medikamentes.
In den sechziger Jahren hat die Arbeitsgruppe um Frédéric Vester die Mistelfrischsäfte mit chemischen und biochemischen Methoden untersucht (Vester 1960, Selawry 1961, Vester 1968 a und b). Diese Arbeiten wurden von dem damaligen Leiter des Forschungsinstitutes Hiscia, A. Leroi‚ durch wichtige Hinweise und praktische Anteilnahme unterstützt ( Vester 1960).
Die Arbeitsgruppe um Vester hat festgestellt, dass in der Mistel bzw. in den Mistelfrischsäften drei krebshemmende Prinzipien vorhanden sind: die Proteine, die Kohlenhydrate und die Lipide ( Selczwry 1961). Da die Proteinfraktion den grössten Anteil an Wirksamkeit hat (ebendort), ist diese Arbeitsgruppe eingehender auf die Proteine eingegangen und hat dazu einen Aufarbeitungsweg von mindestens 16 Stufen entwickelt, der erlaubt, einen cancerostatisch hochwirksamen Proteinkomplex aus den Mistelfrischsäften zu isolieren (Vester 1968 a). Die Mistelproteine haben neben den cancerostatischen, d. h. spezifisch tumorhemmenden, zytostatische und toxische Eigenschaften, die weitgehend voneinander unabhängig sind (Vester 1968 b). Dieser Proteinkomplex kann noch weiter von nichtaktiven Begleitsubstanzen gereinigt werden, wobei an Hand der trägerfreien Elektrophorese das cancerostatische von dem toxischen Prinzip zum Teil getrennt werden kann ( Stoll 1970).
Eine Arbeitsgruppe um K. Winterfech (Universität Bonn) hat auf einem anderen Arbeitsweg aus Mistelfrischsäften auch cancerostatisch aktive Proteinfraktionen isolieren können, die aber eine geringere Wirksamkeit aufweisen als die nach Vester et al. isolierten Proteine (Winterfeld 1963).
Das Ziel der vorliegenden Arbeit war zuerst, die Arbeiten von Vester et al., vor allem den Extraktionsweg bis zum Proteinkomplex 16 ( Vester 1968 a), im Rahmen unserer Möglichkeiten zu wiederholen; dann war weiter ein Vergleich zu ziehen zwischen den biochemischen und biologischen Eigenschaften der extrahierten Proteine und den entsprechenden Eigenschaften der Frischsäfte, aus denen sie isoliert worden sind.
Unsere Überprüfungskriterien waren:
a) der Extraktionsweg als solcher;
b) die Ausbeute an Protein 16;
c) die Elementaranalyse des Proteinkomplexes;
d) die krebshemmende Wirksamkeit der Proteine;
e) die toxische Wirksamkeit der Proteine.
Falls die Mistelproteine sich nach dem von Vester angegebenen Weg extrahieren lassen würden, war als weiterer Punkt die Frage zu untersuchen, ob dieselben, den Mistelextrakten zugesetzt, zu einer Verstärkung der zytostatischen Wirkung dieser Säfte führen könnten. Die schwerwiegenden Nebenwirkungen wie vor allem die Immunsuppression der herkömmlichen Zytostatika sind ja bekannt, und darum lag es nahe, sich die Frage zu stellen, ob es möglich ist, die herkömmlichen Zytostatika durch ein solches Vorgehen zu ersetzen.