Selbsterfahrung aufgrund akustischer Eindrücke

Versuch einer Gliederung
Elemente der Naturwissenschaft 36, 1982, S. 1-8 | DOI: 10.18756/edn.36.1

Zusammenfassung:

In der Wissenschaft besteht heute ein tiefes Bedürfnis nach mathematisch-physikalischer Erklärung möglichst aller Phänomene. Zwar ist die Wissenschaft ganz nach aussen gerichtet. Wenn wir dieses Bedürfnis jedoch verstehen wollen, so müssen wir unseren Blick auf unsere Inner!ichk€it lenken: Mathematische Gesetzmässigkeiten finden wir in uns selbst vor, indem wir die entsprechenden Form-, Lage-, Bewegungs- und Zahlenbeziehungen im Inneren nachvollziehen. Die inneren Wahrnehmungen, an denen wir mathematische Gesetze letztlich ablesen, werden uns dabei nur selten bewusst. Doch ist die unterschwellige Befriedigung, in sich etwas vorzufinden, das einen äusseren Vorgang verständlich macht, eine Art psychologische Begründung für die heutige Tendenz.

Rudolf Steiner führt diese inneren Wahrnehmungsqualitäten auf dieselben, sogenannten unteren Sinne zurück, die uns unsere leibliche Verfassung zum Erlebnis bringen?: Wie wir im Raum stehen (Gleichgewichtssinn), wie wir unsere Glieder bewegen (Eigenbewegungssinn), in welchem Zustand wir uns fühlen (Lebenssinn), wie wir uns in der Berührung mit der Aussenwelt in sicheren festen Grenzen fühlen können (Tastsinn). Die unteren Sinne wirken in vielfältiger Weise mit anderen Sinnen zusammen (siehe 2.8. R. Steiner 1917).

Dieser Beitrag soll zeigen, wie Wahrnehmungen der unteren Sinne zusammen mit (oder vermittelt durch) Wahrnehmungen des Gehörs auftreten. Mit Hilfe der Begriffe «Raum» und «Zeit» wird versucht, die Phänomene zu gliedern.
 

Referenzen
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