Aspekte der Blütengestalt
III. Die Bildung von Apparaten
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Zusammenfassung:
In den Bereichen, in denen die Blüte funktional mit Bewegungsprozessen zu tun hat, also insbesondere bei den Organen der Pollenübertragung, finden sich teilweise erstaunliche Gestaltungen, die man aufgrund ihrer Komplexität und ihrer mechanischen Funktionsweise geradezu als Apparate bezeichnen kann. Häufig stehen solche besonderen Einrichtungen im Zusammenhang mit der Internation der Staubblätter in einen Innenraum der Blütenhülle. Es kommt ihnen dabei die Aufgabe zu, die Antheren beim Insektenbesuch in eine solche Position zu bringen, dass der Pollen vom Bestäuber an der richtigen Stelle aufgenommen wird, die dann beim Besuch der nächsten Blüte mit der Narbe in Berührung kommt. Bekannt ist in dieser Hinsicht der Schlagbaum-Mechanismus der Salbeiblüte. Bei ihr sind die beiden Staubblätter in der hoch geschwungenen Oberlippe geborgen, wobei jeweils nur die eine Antherenhälfte (Theke) Pollen produziert, die andere aber zu einem blossen Hebel umgebildet ist. Die im Blütengrund Nektar suchende Biene stösst an diesen Hebel und bewegt dadurch selbst die fertile Theke, die sich wie ein Schlagbaum am Filament dreht, auf ihren Rücken hinunter und nimmt so den Pollen nototrib auf. Die Einbeziehung der Staubblätter in die Umhüllung der Krone wird also hier funktional ergänzt durch einen Mechanismus, der sie nur zum Zeitpunkt der Pollenübertragung aus dieser Hülle befreit.
Dieser 3. Teil der «Aspekte» beschäftigt sich mit solchen Bestäubungsvorrichtungen, die in manchen Fällen noch weitaus höhere Grade der Komplexität erreichen als beim Salbei. Insbesondere soll dabei der Aspekt des harmonischen Zusammenpassens der einzelnen Organe, ihre Synorganisation, herausgearbeitet werden. Nach Reman€ (1956, S. 333) gehören ja gerade diese Apparate, die sich aus ursprünglich nicht weiter aufeinander bezogenen Teilen entwickelt haben, zu den ungelösten Problemen der Selektionstheorie. [...]