Entwicklungsstufen bei Gerste und Weizen - ein Beitrag zu einem Leitbild für die Züchtung

Elemente der Naturwissenschaft 39, 1983, S. 23-37 | DOI: 10.18756/edn.39.23

Zusammenfassung:

Für das züchterische Bemühen um wesensgerechte Nahrungspflanzen können die konventionellen Zuchtziele, die im wesentlichen von oekonomischen und technischen bzw. technologischen Vorstellungen ausgehen, nicht allein genügen. Der Züchter wird, wenn er sich nur von Zielvorstellungen der genannten Art leiten lässt, leicht zum Manipulator eines ihm unbekannten Wesens. Folglich kann er für sein Handeln nicht vollmenschlich verantwortlich sein. Diese Vorgehensweise führt denn auch zu Ergebnissen, bei denen die Abwegigkeit oft geahnt, aber nur selten in voller Klarheit erkannt wird. Es scheint, als ob solche Kulturpflanzenzüchtungen sich zu weit von ihrer eigentlichen Qualität, zum Beispiel von der Qualität «Weizen» entfernt hätten. Will man diese «ursprüngliche» oder Wesens-Qualität klar erkennen und definieren, so steht man vorerst vor einem Erkenntnisproblem, denn diese Qualität lässt sich nicht an bestimmten Merkmalen festmachen, die direkt an der Pflanze ablesbar sind.

Gerade an dieser Stelle möchte dieser Beitrag einsetzen und versuchen, an einigen Typen von Weizen und Gerste aufzuzeigen, dass bestimmte Tendenzen im Entwicklungsverlauf der Pflanzen charakteristisch für das Wesen der Kultur- bzw. der Wildpflanze sind. Beim Aufsuchen der Tendenzen der Beziehung zwischen Kultur- und entsprechender Wildpflanze können wir Vorstellungen aus dem selben Ursprung wie die Pflanze selbst hervorgehen lassen und Beziehungen und Bedeutungen der Pflanze für den Menschen einsehen. Dies ist jedoch nur möglich, wenn in der Anschauung die eigene Erkenntnis-Tätigkeit ebenso genau mit einbezogen wird wie die äussere Sinneswahrnehmung. (Ausführlicher Darstellung dazu im Beitrag von J. Bockemühl in diesem Heft). Wegleitend waren mir die grundlegenden erkenntnistheoretischen Darstellungen bei R. Steiner (1886, 1894) sowie die weiterführenden und konkretisierenden Beschreibungen von J. Bockemühl (1977). [...]
 

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