Die Steigbildmethode als erkenntnistheoretische Herausforderung

Elemente der Naturwissenschaft 46, 1987, S. 2-3 | DOI: 10.18756/edn.46.2

Zusammenfassung:

Den nachfolgenden Arbeiten über die Steigbildmethode seien einige erkenntnistheoretische Überlegungen vorangestellt. Wenn sie auch in diesem Zusammenhang auf die Steigbildmethode Bezug nehmen, so gelten sie auch für Anwendungen der anderen «bildschaffenden» Methoden (Kupferchloridkristallisation, Tropfenbildmethode nach Schwenk).

Wer sich mit bildschaffenden Methoden befaßt, wird zunächst mit experimentellen Anforderungen konfrontiert. Kann er überhaupt so verläßlich arbeiten, daß Bilder entstehen, welche nicht bloß seine wechselnde Handhabung widerspiegeln? Des weiteren wird er aber zu lernen haben, wie die entstehenden Bilder zu lesen sind. Er begibt sich dabei auf einen Erkenntnisweg.

Wie aus den verschiedenen Ausführungen zur Methode hervorgeht, ist das Steigbildverfahren ein ziemlich komplexer Vorgang. Die zu untersuchende Substanz muß zuerst aus der Pflanze in flüssiger Form gewonnen und durch den Steigvorgang im Filterpapier verteilt werden. Schon dieser erste Schritt erfordert unter Umständen zusätzliche Aufschlußverfahren. Durch die im Papier nachsteigenden Reagenzien kommt die Substanz wieder in neue prozessuale Zusammenhänge hinein. Und schließlich werden nach dem Trocknen des Saft-Reagens-Gemisches durch Belichten noch weitere Veränderungen hervorgerufen. Vielfältige Erscheinungen treten als Folge dieser komplizierten Wechselwirkungen physikalischer und chemischer Art auf. Diese nimmt der Betrachter zunächst als Farben- und Formenspiel wahr. Doch kann ihm auch die Gesamtgestaltung als bildhafter Ausdruck der Pflanzensubstanz bedeutsam werden. [...]
 

Referenzen
  • Steiner, R. (1886): Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung.