Die Begriffe Form und Stoff als Herausforderung für das menschliche Gemüt

Elemente der Naturwissenschaft 48, 1988, S. 1-14 | DOI: 10.18756/edn.48.1

Zusammenfassung:

An einem schönen Nachmittag saßen zwei Mönche zusammen im Klosterhof. Sie unterhielten sich in einer gemütlichen Stimmung. Nach einer Weile kam das Gespräch auf den Himmel und auf den Tod. «Eigentlich können wir uns nur schwer vorstellen, wie es im Himmel aussieht», sagte der eine Mönch. «Wird es sein wie hier auf Erden, oder ist es im Himmel nicht so wie in dieser schönen, uns so vertrauten Welt ?» Da beide Mönche schon im fortgeschrittenen Alter waren, ging das Thema beiden recht eindringlich zu Herzen. Nun war die Stimmung gut und so kamen sie auf diese Idee: Der Mönch, der zuerst sterben würde, sollte sich bemühen, dem anderen im Traum zu erscheinen. Kommt dem verstorbenen Mönch der Himmel vor wie die Erde, so soll er sagen: «Taliter», taliter heißt: so; die Mönche unterhielten sich nun einmal auf lateinisch. Erscheint der Himmel aber anders als die Erde, dann soll er sagen: «Aliter», das heißt :anders. Man muß sich eben kurz fassen, denn im Traum geht alles schnell vorbei. Der schöne Nachmittag verglomm, viele Tage vergingen und auf einmal starb einer der Mönche. Nicht lange danach erschien er dem anderen Mönch im Traum. Der schlafende Mönch hatte genügend Geistesgegenwart, um sofort zu fragen: «Na und, wie sieht es denn aus?» Daraufhin erwiderte der andere: «Lieber Bruder, es ist hier totaliter aliter!»; o, so vollständig anders! [...]
 

Referenzen
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