Forschung als Hinwendung zur gegenwärtigen Existenz
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Zusammenfassung:
Die Diskussion über Forschung im Rahmen des anthroposophischen Ansatzes könnte die Beteiligten aufmerksam werden lassen auf den Paradigmenwechsel, der mit der Zeitenwende, spätestens aber mit dem ausgehenden 19. Jahrhundert, fällig geworden ist und dessen Bewältigung noch aussteht. Im Folgenden will ich erläutern, was ich unter diesem verstehe: Nach der überlieferten, alttestamentarische Auffassung entsteht menschliche Kultur in dem Maße, in welchem sich der einzelne in seinem alltäglichen Leben an vorgegebene, allgemeingültige Handlungsanweisungen hält. Er soll sich von ewig gültigen Prinzipien getragen wissen, die ihm im gegenwärtigen Dasein die rechten Wege weisen. Demgegenüber eröffnet sich jeder und jedem die Möglichkeit, in der Gegenwart jeweils eine neue Wendung zu vollziehen: Ändert Euren Sinn! Das alte, sinnlichkeitsfeindliche Paradigma (Rudolf 5teiner, 1919a, 1919b) der ewig gültigen, alles Geschehen regelnden Gesetzlichkeit ragt aber immer noch kaum angefochten in unsere Kultur hinein. Was auf ihm beruht, ist Phrase, Konvention und Routine (Steiner, 1921). Wenig hat sich daran geändert, seit die mit der Neuzeit maßgeblich werdende Naturwissenschaft sich anschickte, die tradierten, als dogmatisch empfundenen Grundsätze durch Ergebnisse empirischer, wissenschaftlicher Forschung zu ersetzen. Denn auch diese sollen die schlechthin zutreffende Sicht der fertigen Schöpfung darstellen. Die wissenschaftlich erforschten allgemeinen Natur»gesetze«waren indessen zunehmend reduktionistisch interpretiert worden, so daß eine Sehnsucht nach»geistigeren«, der reduktionistischen Auslegung unzugänglichen Naturwirkungen wach wurde. In der Anfangszeit der anthroposophisch orientierten Naturwissenschaft war diese Sehnsucht wegleitend. Aber die empirischen Ergebnisse aus jener Zeit zeigen: Neue »Lebenskräfte«, welche uns jene geforderte innere Wendung ersparen, stellten sich nicht ein! [...]