Trockene Wärmeprozesse und Pflanzensubstanz

Eine Fallstudie an Brennessel (Urtica dioica), Löwenzahn (Taraxacum officinale) und Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense)
Elemente der Naturwissenschaft 71, 1999, S. 46-60 | DOI: 10.18756/edn.71.46

Zusammenfassung:

Die Aufgabe der pharmazeutischen Prozesse ist es, Pflanzensubstanzen in Heilmittel zu verwandeln. Die Wärmewirkung im pharmazeutischen Prozess soll die Substanz so verändern, dass sie für bestimmte Krankheiten Heilungsprozesse im Menschen unterstützt. Die Vielfalt der Pflanzenarten erscheint durch unterschiedliche Bildungsprozesse. Dementsprechend sind die der Sinneswahrnehmung zugänglichen Eigenschaften im Entwicklungsprozess verschieden. Ähnliche Unterschiede offenbaren sich auch bei der Beobachtung der Eigenschaften von trocken erhitzter Substanz.

Am Beispiel von Brennessel, Ackerschachtelhalm und Löwenzahn wird gezeigt, wie sich unter der trockenen Wärmewirkung (Rösten, Verkohlen, Veraschen) die beobachtbaren Eigenschaften der Pflanzensubstanz ändern, wenn man die Temperatur stufenweise steigert. Es wird eine Beziehung zwischen dem Substanz abbauenden Wärmeprozess und dem Lebensprozess der Pflanze hergestellt im Hinblick auf die Frage, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede sich darin zeigen. In einem weiteren Schritt werden die entsprechenden Veränderungen bei der schrittweisen Erhitzung der Pflanzensubstanz der drei genannten Heilpflanzen verglichen, um das Prozessspezifische der trockenen Erwärmung gegenüber artspezifischen Unterschieden abzugrenzen.

Die Untersuchung kann als Beitrag zur Frage nach dem Wesen von Stoffen und Prozessen, nach der Grenze zwischen dem Lebendigen und dem Unbelebten, verstanden werden. Sie kann einen Beitrag zu einer feiner abgestimmten Wahl der Temperaturbereiche in den pharmazeutischen Prozessen leisten, die in der heutigen Praxis zu wenig beachtet werden.
 

Referenzen
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  • Jörin, P. (1978/79): Pflanzensubstanz und Wärmeprozess, Studienarbeit im Anthroposophischen Naturwissenschaftlichen Studienjahr.
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  • Steiner, R. und Wegman, J. (1925): Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen, Dornach.
  • Wilke D. und Maier, G. (1983): Zur Metamorphose der Blattfärbung‚ Elemente der Naturwissenschaft, Nr. 38, S. 1-11.