Adolf Portmann: Biologie und Geist

3. Auflage, Burgdorf-Verlag (Edition Nereide), Göttingen 1999. ISBN 3-89762-002-2. 380 Seiten, 9 Bildtafeln, Leinen, DEM 58.-, CHF 52,50.
Elemente der Naturwissenschaft 75, 2001, S. 95-96 | DOI: 10.18756/edn.75.95.2

Zusammenfassung:

Dieses längst vergriffene Werk des 1982 verstorbenen Zoologen der Universität Basel enthält neun seiner frühen Eranos-Vorträge und fünf Aufsätze aus derselben Zeit, ergänzt durch ein Grußwort von Thure von Uexküll, ein Nachwort von Roger, A. Stamm, Hinweise und ein Register. In dem seit 1933 jährlich in Ascona tagenden Eranos-Kreis trafen sich führende Vertreter der universitären Geisteswissenschaften zu einem intensiven Meinungsaustausch. Mit der Einladung Portmanns und anderer wurde 1946 der Versuch gemacht, die Naturwissenschaften in die Gespräche einzubeziehen. In dem fachlich sehr weiten Teilnehmerkreis konnte Portmann Ideen entfalten, die über den Horizont dessen, was in der Zoologie erörtert wurde, weit hinausgingen. Das in der Biologie verbreitete Ziel, in zunehmend kleineren Teilen der Organismen kausalanalytisch erfassbare Mechanismen zu finden und zu manipulieren, will Portmann dadurch komplementieren, dass er nach dem forscht, was sich in der Gestalt der Tiere und in ihrem sozialen Zusammenleben sowohl seelisch («Innerlichkeit») als auch geistig («Selbstdarstellung») offenbart. Dazu gehört auch die einzigartige Situation des Menschen auf einer «neuen Stufe des Seienden», dem eine relativ kurze Embryonalentwicklung und eine lange Reifung im «sozialen Uterus» ermöglichen, die «menschliche Trias» Gehen, Sprechen, und Denken nachahmend zu erlernen und weltoffen Kultur zu entwickeln. Auch sonst enthält der neu aufgelegte Band viele Grundgedanken Portmanns, die in seinen zahlreichen Büchern und Artikeln ausführlicher dargelegt sind. - Gemäß der naturalistischen Grundtendenz von Portmanns künstlerischer Begabung bleiben seine Gedanken der sinnlichen Erfahrung verpflichtet. Daher meidet er auch alles, was ihm im Kleide geistiger Dogmatismen - einschließlich der Kirchlichen - begegnet. Doch wirkt er unermüdlich in der «Hoffnung auf Vervollkommnung der Menschheit» durch «wissende Liebe». [...]