Mikrobielle Prozesse und Pflanzenleben

Schlüssel zu einer Chemie des Lebendigen
Elemente der Naturwissenschaft 78, 2003, S. 54-73 | DOI: 10.18756/edn.78.54

Zusammenfassung:

Mikrobielle Prozesse gehören wie Werden und Vergehen der Pflanzen zum Leben der Erde. Die Charakterisierung bakterieller Substanzumwandlungen lässt ihre Stellung im Lebenszusammenhang der Erde allgemein und im Verhältnis zum Pflanzenleben sichtbar werden.

Mikrobielle Abbauvorgänge von Pflanzenresten werden aufgrund der Umweltbedingungen, unter denen sie vor sich gehen, unterschieden. Zwei Grundtypen stellen Erdboden und Wasser dar. Es wird ein Großversuch beschrieben, bei dem fünf verschiedene Typen von Abbauprozessen im Wasser untersucht wurden: ein Typ unter oxischen Bedingungen (Belüftung) und vier Typen unter anoxischen Bedingungen. In jedem Fall wurde die Erscheinungsfolge der Veränderungen von Form, Farbe und Geruch beschrieben. Die Umwandlungen wurden mit innerer Anteilnahme verfolgt. So wurde die Konstellation der Versuchsbedingungen als Stimmung oder Atmosphäre erlebt, unter der der ganze Vorgang stattfand.

Chemie und Biochemie befassen sich mit Substanzumwandlungen. Diese stehen in einem zeitlichen und Umgebungszusammenhang mit anderen Substanzen. Damit Reaktionen stattfinden können, werden sowohl bei chemischen als auch bei mikrobiellen Prozessen geeignete Reaktionsbedingungen hergestellt. Es erscheint angemessen, mikrobielle Lebensprozesse in Erdboden und Wasser als Teil einer Chemie des Lebens zu betrachten. Anders als bei Laborexperimenten sind mikrobielle Vorgänge in der Natur nicht in Raum und Zeit begrenzt, da sie im Lebenszusammenhang der Biosphäre der Erde vor sich gehen. – Die Entwicklung der Pflanze beginnt beim Samen: Die Wurzeln wachsen in den Boden, der oberirdische Spross wächst und differenziert sich in besondere Formen, Farben und Düfte. So wird die Erscheinung der Pflanze Ausdruck ihrer spezifischen Natur. Im Gegensatz dazu ist es die spezifische Natur der Mikroorganismen als Prozesskeime, neue Umgebungsbedingungen entstehen zu lassen. Dies wird schließlich noch vom imaginativen Gesichtspunkt aus betrachtet, der das Verhältnis von innen und außen in Bezug auf die Erde berücksichtigt: Die oberirdische Pflanzenentwicklung und die mikrobiellen Lebensvorgänge im Erdboden werden so als miteinander verbundene und komplementäre Prozesse erkannt.

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