Karl Popper als Hüter der Wissenschaftlichkeit – und warum er nicht immer Recht hat

Elemente der Naturwissenschaft 121, 2024, S. 46-60 | DOI: 10.18756/edn.121.46

Zusammenfassung:

Karl Popper (1902–1994) vertrat den idealistischen Anspruch, den wissenschaftlichen Fortschritt durch die Anerkennung der Vorläufigkeit jeden Wissens dynamisch voranzutreiben. Für ihn war die Anwendung der falsifizierenden Methode der Prüfstein für die Abgrenzung der empirischen Wissenschaften gegenüber dogmatischen Systemen, deren Geltung sich auf subjektive Überzeugungserlebnisse stützt. Theorien, die sich auf erfahrbare, aber nicht reproduzierbare Vorgänge beziehen – wie z.B. Darwins Evolutionstheorie – können laut Popper nicht zum Erwerb von objektiven wissenschaftlichen Erkenntnissen beitragen. Dennoch ist der Erklärungswert dieser Theorie für die verschiedensten empirisch nachprüfbaren Befunde so gross, dass sich bis heute keine konkurrierende Theorie durchsetzen konnte. Zudem ermöglicht sie Vorhersagen, die – obwohl hochgradig unwahrscheinlich – zu erfolgreichen Resultaten führen. An diesen Beispielen wird gezeigt, dass die Falsifikation als alleiniges Abgrenzungskriterium gegen pseudowissenschaftliche Ansätze andere anerkannte und unentbehrliche wissenschaftliche Methoden – wie z.B. eine systematische Beobachtungkultur und die prägnante Beschreibung singulärer Ereignisse – ausschliesst und insofern mit Recht kritisiert werden kann.

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