Goetheanismus - seine Methode und Bedeutung in der Wissenschaft des Lebendigen

Elemente der Naturwissenschaft 86, 2007, S. 31-45 | DOI: 10.18756/edn.86.31

Zusammenfassung:

Aus Goethes Erkenntnisansatz zum Verständnis des Lebendigen wird in diesem Beitrag das innere Nachschaffen der Verwandlungsprozesse, die den äußeren Erscheinungen der Pflanze zugrunde liegen, als wesentliches methodisches Instrument charakterisiert. Es ergibt sich dadurch eine Abgrenzung gegenüber der ebenfalls auf Goethe zurückgeführten Auffassung des Typus als Bauplan und gegenüber der reinen Phänomenologie.

Goethes Anregung, aus dem beweglichen inneren Bild des Typus (Urpflanze) die sichtbaren Pflanzenformen abzuleiten, wird an drei Pflanzenfamilien (Kreuzblütler, Zwiebelgewächse und Doldenblütler) exemplarisch dargestellt. Als Bezugsrahmen dienen die Phasen der ontogenetischen Entwicklung krautiger Pflanzen.

Abschließend wird skizziert, wie die Anerkennung der Bildegesetze der Organismen als eigenständige Wirklichkeit in Ergänzung zu den physischen Gegebenheiten im Zusammenhang der modernen Biologie ein neues Forschungsgebiet eröffnet.

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