Ein verformbarer Hohl-Wölb-Spiegel
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Zusammenfassung:
Im Zusammenhang mit einem Kurs über Optik am Goetheanum im Jahre 1972 ist ein Spiegel entstanden, dessen Krümmung durch Unter- beziehungsweise Überdruck hinter einer metallbedampften Membran eingestellt werden kann. Sein Durchmesser von 63 cm macht ihn bereits geeignet, Phänomene der Bildverwandlung im Unterricht aufzuzeigen. Der seine beweglichen Augen gebrauchende Mensch kann sich vor ihm schreitend bewegen - er ist nicht bloss auf ein Hinund Herneigen des Kopfes eingeschränkt, wenn er Veränderungen der Spiegelbilder studieren möchte. Es ist eine stufenlose Verwandlung vom verkleinernden Wölb-(Konvex)8piegel zum Hohlspiegel durchführbar, wobei das Verhältnis des Krümmungsradius zum Auditorium ziemlich frei zu verändern ist.
Bereits das einfache Spiegelbild im ebenen Spiegel steht bekanntlich nicht mehr in der uns gewohnten Beziehung zu den greifbaren Körpern in unserer unmittelbaren, räumlichen Umgebung. Sobald die spiegelnde Fläche gekrümmt wird, verzerren sich die Spiegelbilder. Zudem wird aber auch ein weiterer Zusammenhang des räumlichen Sehens durchbrochen: Die durch das zweiäugige Blicken und die Akkommodation dumpf erfasste räumliche Tiefe stimmt nun nicht mehr in gewohnter Weise mit den Grössenverhältnissen innerhalb der Bildfläche überein, welche ja ein perspektivisches Entfernungsmass für das einäugige Sehen begründen. Die Auflösung dieser gewohnten Beziehung regt aber gerade dazu an, konkret die Erfahrung der Einstellung des Blickes durch die Tätigkeit der Augenmuskulatur und ihre Beziehung zu den Bildern auf der Netzhaut zu studieren. Rudolf Steiner (1919) macht darauf aufmerksam, dass der anatomischen Gliederung des Auges auch eine Gliederung der Sehtätigkeit entspricht. Der vorliegende Beitrag mag als Versuch verstanden werden, einen Aspekt dieser Gliederung durch die Anwendung einer wenig anspruchsvollen Vorrichtung der Erfahrung zugänglich zu machen.