Die Begriffe Naturgesetz und Kraft in der Goetheanistischen Naturwissenschaft

Elemente der Naturwissenschaft 45, 1986, S. 1-7 | DOI: 10.18756/edn.45.1

Zusammenfassung:

Goethe sucht der Natur gegenüber nach einem Gleichgewicht zwischen Selbst und Welterkenntnis. Es entspricht seiner Auffassung, den Erkenntnisvorgang nicht nur als Sache des Erkenntnissubjekts anzuschauen, durch den im Subjekt ein bloßes Abbild der Wirklichkeit entsteht, sondern als einen objektiven Vorgang, der zwischen dem Selbst und der Welt tatsächlich vermittelt. Die Trennung von Ich und Welt und die Sehnsucht nach ihrer Verbindung im ersten Erwachen des menschlichen Bewußtseins ist der elementarste Erkenntnisprozeß. Das Ich wird sich seiner selbst in der Welt bewußt, und es erkennt die Welt zunächst in Bezug auf sich selbst. Mit jedem Fortschreiten der Erkenntnis wird der Inhalt des Selbstbewußtseins (Erfahrung und Wissen) ein anderer. Es ändert sich damit der Erlebnisin/oalt des Getrenntseins von Ich und Welt. Mit jedem Fortschreiten der Erkenntnis wird aber auch die Verbindung des Ich zur Welt eine andere. Erkenntnis ist ein immer neues Trennen und Verbinden. In ihrem ersten elementarsten Prozeß spricht sich schon der Typus aus, der in jeder einzelnen Erkenntnis auf einer mehr oder weniger vollkommenen Stufe erscheint. Erkennen ist nicht eine Folge der Trennung Ich Welt, sondern diese setzt jenes bereits voraus. Erkennen ist daher ein Vorgang des Weltganzen. Die Entwicklung der Erkenntnis ist auch Weltentwicklung (s. R. Steiner, 1897). [...]
 

Referenzen
  • Goethe J. W (1890): Naturwissenschaftliche Schriften. Bd. 3. Herausgegeben von R. Steiner. Dornach 1982.
  • Steiner, R. (1886): Grundlinien einer Erkenntistheorie der Goetheschen Weltanschauung. GA 2. Dornach 1979.
  • Steiner, R. (1897): Goethes Weltanschauung. Kapitel «Die Metamorphose der Welterscheinungen». Dornach 1963.