Kann man von kranken und gesunden Landschaften sprechen?

Elemente der Naturwissenschaft 58, 1993, S. 20-27 | DOI: 10.18756/edn.58.20

Zusammenfassung:

[...] Gesundheit ist nicht objektiv diagnostizierbar. Es kann ein Proband nach allen Laborwerten sich als normal erweisen und auch subjektiv völlig gesund fühlen, und doch hat eine Tumorbildung schon unmerklich in ihm eingesetzt. [...]  Karl ]aspers stellte deshalb den Nietzsche-Satz heraus: «Eine Gesundheit an sich gibt es nicht.» Wir können und müssen deshalb als erstes Fazit feststellen, daß es eine eindeutige Bestimmung von Gesundheit oder Krankheit als Status quo nicht gibt. Sie sind - genau genommen - keine diagnostischen Begriffe. [...] Sind beide Begriffe also empirisch nicht festzumachen? Dann wäre die Konsequenz, sie aus der wissenschaftlichen Verwendung zu entfernen und sie nur noch der Alltagssprache zuzugestehen. Die andere Möglichkeit ist, die Fragestellung über den bloßen Status quo hinaus auszudehnen. [...] Eine Lösung des Erkenntnisdilemmas liegt in einer schärferen Beobachtung der jeweiligen Bedeutungsinhalte. [...] Was meinen wir unreflektiert schon immer längst, wenn Eltern die Entwicklung ihres Kindes, der Arzt seinen Probanden, der Landschaftsgestalter eine Landschaft als gesund bezeichnen? [...]

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