Gedanken zur Komplementarität

Elemente der Naturwissenschaft 58, 1993, S. 64-75 | DOI: 10.18756/edn.58.64

Zusammenfassung:

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Von Seiten der Physik her wird deutlich, daß einander ergänzende Erfahrungen gemacht werden in Situationen, die der Experimentator setzt. Er kann das «Objekt» Strahlung nur jeweils in einem einseitigen Experiment «zur Erscheinung» bringen. Er ist es, der sich zu jeder Begegnung mit der Sache in eine konkrete Situation begibt. Er wird dessen gewahr, daß er an die Grenze des Bereichs gelangt, in welchem Subjekt und Objekt als Getrennte bestehen. Komplementarität heißt die Zusammengehörigkeit verschiedener Möglichkeiten, dasselbe Objekt als verschiedenes zu erfahren. Komplementäre Erkenntnisse gehören zusammen, insofern sie Erkenntnis desselben Objekts sind; sie schließen einander jedoch insofern aus, als sie nicht zugleich und für den selben Zeitpunkt erfolgen können. Die Struktur des Objekts, die darin zum Ausdruck kommt, daß es komplementär erfahren und beschrieben wird, kann mit Bohr als Individualität oder Ganzheit bezeichnet werden (Meyer-Abich 1967). [...]

 

Referenzen
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